Der Verlag Galileo Computing zu Bonn hat mir ein Rezensionsexemplar des Handbuches Debian GNU/Linux zur Verfügung gestellt. Das Buch ist in der dritten, überarbeiteten und erweiterten Auflage in diesem Jahr erschienen. Verfasst hat es Heike Jurzik.
Das gut 800 Seiten starke Buch ist sauber gebunden und beinhaltet eine DVD mit dem aktuellen Lenny sowie – wie es bei Galileo Computing immer üblich ist – einen Online-Zugang zu Aktualisierungen zu diesem Werk.
Debian ist aus meiner Sicht keine prädestinierte Distribution für Einsteiger. Wohl sind einige Abkömmlinge daraus, wie etwa Linux Mint, Knoppix und natürlich Ubuntu typische Einsteiger-Distributionen, aber die Mutter jener “Linuxe” ist doch wohl eher etwas für User, welche Linux schon etwas kennen. Dennoch richtet sich dieses Buch auch an Einsteiger, was mich etwas erstaunt und zugleich freut.
Heike Jurzik gliedert ihr Werk in drei Hauptteile auf: Installation, Desktop und Administration. Die Gliederung scheint mir recht sinnreich zusammengestellt. Im ersten Teil gibt es eine kleine Einführung zu Linux und zu Debian, die mir aber eher etwas oberflächlich scheint. Will die Autorin Ein- und Umsteiger ansprechen, dürften hier durchaus noch einige Informationen mehr zum Linux-Kernel und dessen Aufgaben zu finden sein, auch zu Richard Stallman würde ich noch gerne etwas mehr lesen. Was in der Einführung allerdings gut zur Geltung kommt, ist die Philosophie, welche die Debian-Gemeinschaft zusammenhält, auch wenn die Autorin hier keine kritischen Worte findet. Sie streicht einfach die positiven Eigenschaften dieser weltweiten Gemeinschaft heraus und verschweigt – wohl aus gut überlegten Gründen – die Reibereien und politischen Diskussionen innerhalb der Gemeinschaft.
Die technischen Informationen aus allen drei Hauptbereichen liefert die Autorin in einem leicht zu lesenden Deutsch. Das Buch liest sich einfach, schnell und bequem. Frau Jurzik beschreibt die Installation von Debian in vielen Varianten, darunter auch für Leute, die von Windows herkommen und Debian als zweites OS nutzen möchten. Ausserdem gibt es im ersten Teil viele Informationen zum Netzwerk, X-Server, Paketverwaltung und zum Thema Drucken. Alte Profis dürften in diesem Abschnitt nicht mehr allzu viel Neues entdecken, ausser wohl die Neuerungen, welche Lenny gegenüber Etch bei der Installation mitbringt. Für mich sind in diesem Teil aber schon noch einige Schätze zu heben, gerade die unzähligen Schalter zu apt-get
finde ich spannend, aber auch der Unterschied zwischen apt-get
und aptitude
.
Im mittleren Teil geht es dann an das Einrichten des Systems. Gnome, KDE und alternative Windows-Manager wie Xfce oder LXDE werden besprochen. Diverse Internet-Applikationen kommen zur Sprache und Büro-Anwendungen wie OpenOffice, Latex, PDF, Desktop-Publishing, Vektorgrafik-Programme, PIMs und Scannen wie Faxen werden vorgestellt. Weiter gibt es einen grossen Bereich zum Thema Multimedia und eine Sektion mit Tipps zur Selbsthilfe und der Community. Auch hier richtet sich der Inhalt an Einsteiger und an Menschen, die Debian schon etwas kennen.
Der wohl spannendste Teil ist der abschliessende mit dem Titel Administration. Hier finden sich zahlreiche Informationen zu Hintergründen von Linux (Dateisystem, Benutzerverwaltung etc.), zu Editoren wie Emacs und weiteren, natürlich wird die Shell besprochen. Dann folgt der Serverteil, in dem Bereich wie Mailserver, Bind-Server, Webserver, FTP-Server, Samba und die Sicherheit angeschaut und besprochen werden.
Abschliessend folgen Informationen zum Upgrade von Etch auf Lenny sowie einige, leider etwas oberflächliche Sätze zum Thema Kernel kompilieren.
Das Werk ist aus meiner Sicht vor allem ein Buch für Einsteiger und User, die Debian schon etwas kennen und damit einige Zeit gearbeitet haben. Mit dem Werk kann eine Menge gelernt werden. Auch Ubuntu-User finden in diesem Buch wichtige Informationen. Hierzu empfiehlt sich ergänzend die Lektüre des OpenBooks ebenfalls aus dem Hause Galileo Comuting namens Ubuntu GNU/Linux.
Alte Hasen und versierte Systemadministratoren werden mit diesem Buch einen eher kleinen Gewinn erzielen. Für jene Zielgruppe würde ich eher ein Buch wie Debian GNU/Linux aus dem Hause Springer empfehlen. Jenes Buch ist aber leider im Moment vergriffen.
Wie dem auch sei; Debian GNU/Linux – Das umfassende Handbuch aus dem Hause Galileo Computing bietet für mich zahlreiche Informationen zu Debian, viel Unbekanntes konnte ich entdecken und so nutze ich das Buch vor allem als Nachschlage- und Stöberquelle. Es ist im Handel für knapp 40 Euro zu haben und trägt die ISBN-Nummer 978-3-8362-1386-6.
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