Ubuntu 22.04 liefert Firefox als Snap aus und nicht mehr als klassische DEB-Datei. Man kann das Snap deinstallieren und Firefox in der ESR-Version über ein PPA installieren. Wie du das tun kannst und vor allem wann du das tun solltest, steht in diesem Artikel.
Warum macht Canonical das bei Ubuntu?
Der Internetbrowser und der Mailclient sind die häufigsten Einfallstore für Schadsoftware am Desktop. Entsprechend oft werden hier Sicherheitslücken entdeckt und ausgebessert. Das bedeutet für Distributoren viel Arbeit.
Klassische Linux-Programme, wie sie in DEB oder RPM-Dateien paketiert sind, haben zudem keine modernen Sicherheitsfunktionen, wie z. B. Sandboxes oder Beschränkungen der Berechtigungen. Diese sind durch die mobilen Betriebssysteme Android und iOS inzwischen weit verbreitet und werden auch am Desktop adaptiert. Die Entwicklungen bei Linux heißen Flatpak und Snap. Große und wichtige Distributoren wie SUSE, Red Hat oder Canonical entwickeln bereits länger in diese Richtung.
Außerdem gibt es Probleme durch die Verschränkung von Basissystem und Anwenderprogrammen und dadurch Schwierigkeiten, neue Programme für eine alte Basis zurück zu portieren. Deshalb sind Linux-Distributionen momentan in zwei Lager „Rolling Release“ und „Stable“ getrennt und du bekommst in Ubuntu-Versionen während der Supportdauer nie neue Programme. Das wollen die Entwickler damit auch lösen.
Das Snap wird zudem direkt durch Mozilla, die Entwicklerorganisation hinter Firefox, gepflegt. Das spart Arbeit für den Distributor und sorgt für Verlässlichkeit für die Anwender. Verzögerungen bei Updates, wie sie bisher immer mal wieder vorkamen, gehören damit vermutlich der Vergangenheit an.
Aber man liest so viel schlechtes darüber
Die meisten schreiben nur nach, was sie irgendwo gelesen haben. Die meisten Kritiker nutzen es nicht selbst und haben eher ideologische Vorbehalte. Bei Linux ist die Zahl der Novitätenskeptiker noch größer als in anderen gesellschaftlichen Bereichen, weil viele Linux-Anwender mal vor Entwicklungen bei Windows oder macOS zum konservativen Linux geflohen sind. Wenn man diesen Leuten immer gefolgt wäre, hätte die Menschheit heute weder Rad noch Feuer.
Vertraue niemandem, der irgendetwas von bewährter Technik schreibt. Hinterfrage bei denjenigen immer, ob sie sich wirklich mit der neuen Technik beschäftigt haben oder einfach nur aus Prinzip alles doof finden. Mit krampfhaftem Festhalten an alten Konzepten manövrierst du dich in eine Sackgasse und landest da, wo die Novitätenskeptiker jetzt schon stehen. Vollkommen überfordert durch die Entwicklung, ängstlich gegenüber der Gegenwart, was sie hinter einem Schutzpanzer aus Trotz und „Brauch ich nicht“ verstecken, bis es gar nicht mehr anders geht, weil dein Arbeitgeber, Familie oder Freunde dich zwingen jahrzehntelange Entwicklungen auf einen Schlag nachzuholen.
Ein anderes Problem sind konzeptionelle Differenzen, ob Flatpak oder Snap der richtige Weg sind und ob es nicht noch eine bislang unbekannte noch bessere Lösung gibt. Darüber kann und sollte man diskutieren, aber das tangiert dich als normalen Anwender nicht. Ist man wie du Ubuntu-Anwender folgt man den Entscheidungen von Canonical und das ist gegenwärtig Snap. Wenn Canonical in ein paar Jahren was anderes macht, gibt es für dich einen Upgradepfad, auch darum brauchst du dich nicht kümmern.
Wann sollte ich also mein Snap durch ein PPA ersetzen?
Wenn du ein konkretes Problem hast, von dem du belegbar weißt, dass es durch die Umstellung auf Snap ausgelöst wurde. Dann solltest du überlegen, das PPA einzubinden. Aber nur dann!
Also nicht, wenn du irgendwie das Gefühl hast, ein Problem zu haben oder dir ein Schlaumeier erzählt, dass Snaps irgendwie blöd sind, sondern wenn du ein verifizierbares Problem hast. Davon gibt es ein paar, aber es sind nicht so viele wie oft suggeriert wird. Beispielsweise weil du eine KeePass-Passwortdatenbank nutzt und diese mit einem Browseraddon mit Firefox verbinden möchtest. Oder weil du richtig alte Hardware hast und z. B. noch eine normale Festplatte, wodurch Firefox als Snap merkbar verzögert startet.
Soll ich zu Distribution xyz wechseln?
Wenn du ansonsten mit Ubuntu zufrieden bist nicht. Auch in anderen Teilen des Linux-Universums wird die Welt nicht stehen bleiben. Alle Distributoren mit sogenannten LTS-Distributionen experimentieren aktuell mit neuen Zukunftsmodellen. Red Hat arbeitet bei Fedora an Projekt Silverblue, dagegen ist das eine Snap in Ubuntu gar nichts. Bei SUSE überlegt man aktuell eine ganz neue Linux Plattform zu konzipieren.
Aber über das PPA gibt es nur Firefox ESR
In dem unten aufgeführten PPA ist nicht der normale Firefox enthalten, weil den Mozilla ja als Snap bereitstellt, sondern die ESR-Variante von Firefox. Manche erzählen, dass das doof ist und du deshalb die Distribution wechseln solltest. Das ist Quatsch.
Erstens ist Firefox ESR bis auf ganz kleine Unterschiede ein normaler Firefox. Man überspringt lediglich einige Releases und bekommt neue Funktionen nur alle paar Monate. Wer eine LTS bei Linux nutzt, dürfte dieses Konzept eher befürworten.
Zweitens hilft ein Wechsel auf eine andere Distribution nicht. Debian, die RHEL-Klone (Alma Linux, Oracle Linux oder Rocky Linux) oder openSUSE Leap nutzen ebenfalls die ESR-Version von Firefox.
Wie ersetze ich das Snap Paket durch ein PPA?
Vor der Umstellung unbedingt das Firefox-Profil sichern, wenn du bereits Daten in Firefox hast.
Wenn du wirklich ein Problem hast und deshalb das klassische DEB-Programm brauchst, ist das nicht weiter schwierig. Mozilla pflegt nämlich extra für Ubuntu mehrere PPAs, weil Ubuntu die wichtigste Linux-Distribution ist.
Du brauchst nur drei Terminalbefehle, um deinen Snap-Firefox gegen das PPA zu ersetzen.
$ sudo snap remove firefox
$ sudo add-apt-repository ppa:mozillateam/ppa && sudo apt update
$ sudo apt install firefox-esr firefox-esr-locale-de
Fertig! Total einfach und sicher kein Grund, die Distribution zu wechseln.
Änderung 23.04.2022
Zwei Punkte dazugenommen (Distributionswechsel, Firefox ESR) und einen Aspekt umgestellt.
Der Artikel Ubuntu – Wie du Firefox als PPA anstelle von Snap einbindest und wann du es tun solltest erschien zuerst auf [Mer]Curius