Vor einiger Zeit habe ich euch gebeten, mir Fragen zu Windows 7 zu stellen. Ich habe damals tollkühn behauptet, dass ich “in ein paar Tagen” einen Artikel dazu schreibe, in dem ich eure Fragen beantworte und ein bisschen Vergleiche zwischen Windows 7 und Ubuntu. Nun ja, aus den paar Tagen sind nun doch ein paar mehr geworden. Diese allerdings um so spannender und aufschlussreicher. Aber nun genug der einleitenden Worte.
Ich habe die Fragen aus den Kommentaren mal gesammelt und zusammengefasst, da doch einige Male fast das Selbe gefragt wurde. Ergebnis ist: knapp 30 Fragen. Na dann mal los!
1. Warum hast du dir Windows 7 installiert und Linux gelöscht?
Warum nicht? Ich denke es ist immer ganz gut mal über den eigenen Horizont zu blicken. Linux wäre ohne Windows nicht das, was es heute ist. Und warum sollte es nicht auch Sachen geben, die man von Microsoft lernen kann?
Ich gehöre nicht zu der Gruppe Linuxbenutzer, die dieses System aus Prinzip oder rein ideellen Gründen benutzen. Ich benutze es, weil es meinen Ansprüchen im Mittel besser genügt als Windows. Jedenfalls war es bisher so. Wenn also Windows 7 meine Bedürfnisse besser befriedigt als Linux, dann wird’s halt genommen.
Dazu sei gesagt, dass ich durch meine Ausbildung, respektive Berufsschule, einen MSDNAA Account habe, wo ich die Lizenzen kostenlos bekomme. Dadurch fällt, jedenfalls für mich, das Preisargument weg, beide Systeme sind “kostenlos”.
2. Wie verhält sich Windows während der Installation: Geschwindigkeit, Partitionierung, Treiber und Bootloader, bzw. andere Betriebssysteme wie Linux?
Linux wird von Windows ignoriert, der Bootloader überschrieben. Aber wundert das wen? Mich jedenfalls nicht und ich habe es auch nicht anders erwartet. Warum sollte Microsoft auf andere Betriebssysteme, außer ihre eigenen Rücksicht nehmen? Microsoft ist ein kommerzielles, gewinnorientiertes Unternehmen und Ubuntu, bzw. Linux ganz klar die Konkurrenz. Völlig nachvollziehbares und durchaus legitimes Verhalten also.
Die Installation an sich geht recht schnell vonstatten. Windows 7 kommt auf einer DVD daher. Wie lange die Installation genau gedauert hat, habe ich leider nicht gemessen, aber ich würde aus dem Bauch heraus auf 20 Minuten tippen. Schnell ging es auf jeden Fall. Länger als eine Ubuntuinstallation hat es nicht gedauert. (Ja, zum Thema “Software die mitgeliefert wird” komme ich später noch). Grundsätzlich sind beide Systeme erstmal ungefähr gleich schnell auf der Platte.
Der Partitionierungseditor war relativ unspektakulär und hat das gemacht was er sollte. Ich habe den manuellen Modus gewählt. Nicht viel besser oder schlechter als unter Ubuntu.
Die erste Überraschung kam, als der Bildschirm plötzlich auf seine native Auflösung schaltete (1280×800). Unter Ubuntu nichts ungewöhnliches, unter Windows war ich doch überrascht. Meine Staunen wurde aber noch größer, als er am Ende der Installation eine Liste mit verfügbaren WLANs anzeigte und mich bat eines auszuwählen. Grafikkarten- und WLAN-Treiber mit an Board? Sehr schön, so soll es sein!
Nach Abschluss der Installation folgte ein Neustart, und nach der Üblichen Willkommens-Tour inklusive Einrichtung der Benutzer, landete ich in Windows 7. Nach einem kurzen Check, stellte ich fest, dass Windows 7 sämtliche Hardware des Laptops richtig erkannt und die passenden Treiber installiert hat. Auch die Sondertasten funktionieren alle auf Anhieb. Das bringt uns dann zur nächsten Frage:
3. Klappt unter Windows 7 die automatische Treiberinstallation endlich?
Nicht komplett, aber schon sehr, sehr gut. Den Laptop hat Windows 7 wie eben schon gesagt komplett eingerichtet. Ich habe nun noch als externe Hardware ein HP Multifunktionsdrucker, einen DVB-T Stick und eine Webcam.
Zuerst stöpselte ich den Drucker ein. Windows meldete, es habe ein neues Gerät erkannt, einen “HP 1310 Series irgendwas” und das Gerät würde nun installiert und eingerichtet werden. Nach ungefähr 2 Minuten kam die Meldung, dass es nun fertig eingerichtet und installiert ist und benutzt werden kann. Fix geschaut: Windows hat den original HP Treiber aus dem Internet geladen und installiert. Ohne mein Zutun, perfekt! Kann Ubuntu aber auch.
Nächstes Gerät war die Webcam. Rangestöpselt, Windows meldet sich wieder und will das Gerät einrichten. Vermeldet dann aber, dass es die Treiber nicht installieren konnte. Ich sollte mich bitte auf der Homepage bei Phillips umsehen. Ein Button mit Link zur Homepage wird direkt angeboten. Warum nicht, dachte ich mir. Draufgeklickt und erstaunt gewesen: Ich landete auf der Downloadseite für die Treiber von genau meiner Webcam. Lediglich ein Klick auf den Downloadlink war noch erforderlich. Wieder: Bravo! Unter Ubuntu kriege ich mein Modell nur mit verdrehtem Bild hin.
Beim DVB-T Stick sah es schlechter aus. Keine Automatische Installation und kein Hinweis auf eine Homepage oder sonst was, lediglich die Meldung, das das Gerät nicht installiert werden konnte. Unter Ubuntu wird der Stick zwar erkannt, allerdings muss die Firmware noch manuell geladen werden.
Alles in allem trotzdem ein sehr erfreuliches Ergebnis, vor allen im Hinblick auf Windows XP.
4. Ist Windows 7 schnell?
Es ist. Alles geht flott von der Hand, man wird lediglich durch die Festplatte manchmal zum Warten gezwungen, wenn etwas größeres geladen werden muss. Ansonsten reagiert Windows 7 äußerst zügig und fühlt sich sehr flüssig an. Ich konnte auch schon auf einigen Netbooks Windows 7 ausprobieren, selbst auf dieser doch relativ schwachbrüstigen Hardware lief es angenehm.
Bootzeit hab ich auch nicht gemessen, war aber im akzeptablem Rahmen, ich klappe meist eh nur den Deckel zu und der Laptop geht in den Standbymodus.
Im Vergleich merke ich keinen Unterschied in der Geschwindigkeit und der Reaktionsfreude zwischen Windows 7 und Ubuntu.
5. Wie ist die neue Oberfläche? Ist sie chic? Lässt sie sich themen? Gibt es mehrere Arbeitsflächen?
Windows ist chic, keine Frage. Der Bootscreen, der Loginscreen und der Desktop sehen gut, modern und durchgestylt aus. Es wirkt konsistent und durchdacht von der Oberfläche her. Aber alles weitere bringt mich zu einem großen Problem, welches ich mit Windows habe, und wo sich Gnome und auch KDE hervorragend schlagen: Die Konsistenz der GUI über das Grundsystem hinaus, hin zu den Anwendungen. unter Ubuntu ist einfach alles stimmig. So gut wie alle Programme halten sich an GUI Richtlinien und passen optisch und von der Art der Bedienung hervorragend zusammen. Unter Windows hat jedes Programm seine eigene GUI und sein eigenes Theme etc. Ich persönlich finde das furchtbar. Alles wirkt so “zusammengewürfelt” und durcheinander.
Optisch lässt sich Windows 7 nur im Bereich Wallpaper und Farben anpassen, das war es dann auch schon. Allerdings ist Aero in der Standardeinstellung schon sehr stimmig.
Virtuelle Desktops gibt es ebenfalls nicht, allerdings muss ich anmerken, dass ich diese auch unter Linux nicht nutze.
6. Welche Linuxfeatures vermisse ich unter Windows 7 und welche Windows 7 Features vermisse ich unter Linux?
Die neue Superbar (ehemalige Taskleiste) ist meiner Meinung nach sehr gut gelungen, und ich würde sie gerne auch unter Ubuntu haben. Die Homegroups sind ebenfalls eine sehr schöne und vor allen einfach zu handhabende Neuerung, welche auch ihren Weg in die Linuxwelt finden könnte. Ein großes Lob geht an Microsoft wegen des Windows Media Centers, für das es in der Linuxwelt keine gleichwertge Alternative gibt, die so chic, komfortabel und einfach einzurichten und zu bedienen ist. Unter Windows hingegen fehlt mir eine gewisse Konsistenz in der Benutzeroberfläche. Gnome und KDE machen da einen viel runderen Eindruck. Ein sehr großer Punkt sind die Softwarequellen unter Linux, Das ewige im Internet suchen nach Windowssoftware und vor allem für jede Software einzeln nach neuen Versionen/Patches ist unglaublich nervig und zeitraufwendig.
Da der Artikel nun doch schon viel länger ist als erwartet, werde ich in in zwei Teile splitten. Zu den eben genannten Homegroups und Biblotheken, sowie der Superbar werde ich dann im nächsten Teil etwas ausführlicher kommen. Ebenso wie zum Thema Zusatzsoftware, Firewalls, Virenscannern und Seriennummern. Zum Abschluss des ersten Teiles nun noch ein paar Fragen, die sich kurz und knackig beantworten lassen.
7. Sollte man SP1 abwarten?
Nein, ich sehe keinen Grund dafür.
8. Bringt es wirklich neue Sachen?
Ja. Die Antwort darauf dürfte in den anderen Fragen beantwortet werden.
9. Ein Kernel, drei Systeme? (Vista, Windows 7, Server 2003)
Leider keine Ahnung, selber googlen
Update via roughtrade@Kommentare:
Der Kernel ist gleich, aber Server 2008 ist mit aufzuzählen. Wenn du z.B. eine Livecd wie bartpe erstellen willst, und keine original Vista (W/7) DVD zu hand hast, kannst du ohne weiteres das ISO der 30 Tage Testversion vom Server 2008 nehmen.
Die damit erstellte Live CD sieht zu 100% aus wie ein Vista. Neuere Versionen des bartpe Scriptes werden dann wohl wie W7 ausshen.
10. Wird immer noch NTFS benutzt, und kann man nun endlich auch Mountpoints angeben?
Ja, NTFS wird immer noch benutzt und Mointpoints konnte man schon unter XP angeben.
11. Werden im Explorer Diskettenllaufwerke angezeigt obwohl keine da sind?
Nein, war das jemals der Fall unter Windows Vista oder XP?
12. Gibt es eine Bash Alternative, bzw wie ist die PowerShell?
Ich habe die PowerShell nicht getestet, da es nicht nötig war auf eine Shell auszuweichen.
13. Gibt es eine Community an die ich mich wenden kann?
Nicht so direkt wie bei ubuntuusers.de. Die Community besteht glaub ich eher aus google.de
14. Kann Windows nun mit ISOs umgehen?
Es kann sie brennen, aber nicht als Loopbackdevice einbinden
15. Muss man immer noch so oft in der Registry rumfummeln?
Habe ich kein einziges Mal gemacht. Bei XP auch nur sehr selten.
16. Vermisse ich den Spaß des Konfigurierens und des Kompilierens?
Ja, ein bisschen
Fazit
Der zweite Teil fehlt zwar noch, aber ich kenne die Antworten ja schon und werde an dieser Stelle schon das Fazit ziehen.
Windows 7 ist das beste Windows, welches Microsoft bislang auf den Markt gebracht hat. Und das auch schon vor SP1, ja sogar vor der offiziellen Markteinführung (Ja, Windows 7 gibt’s eigentlich noch gar nicht) Ich habe es insgesamt 4 Wochen lang als einziges Betriebssystem auf meinem Rechner gehabt und benutzt und war eigentlich auch ganz zufrieden. Mein täglichen Kram konnte ich gut erledigen. Gerade das Zusammenspiel mit dem iPhone ist natürlich um Längen besser als unter Linux. Allerdings bin ich nun doch wieder zurück zu Ubuntu. Warum? Hauptsächlich wegen 2 Gründen: Fehlende Softwarequellen unter Windows, was einhergeht mit ewigem Suchen im Internet nach Software und Patches, und die Fehlende Konsistenz in der Bedienung und der Oberfläche. Wobei, wenn man hier genau sein will, dann ist das eigentlich kein Problem von Microsoft, sondern der Softwarehersteller der Drittsoftware, die sich nicht an die GUI Richtlinien halten.
Das Gesamtpaket ist bei Ubuntu einfach stimmiger und im Großen und Ganzen besser auf meine Bedürfnisse abgestimmt. Ich denke, dass OpenSource Software und vor allem Linux die Zukunft ist, in diesem Sinne, wieder da, zurück in der Zukunft!