Es gibt haufenweise Mail Clients unter Linux. Wahrscheinlich zu viele um sie aufzuzählen. Aus dieser Masse sind allerdings nur ein paar bekannt, bzw. recht weit verbreitet. Dazu zählt auf GTK-Ebene an erster Stelle Evolution, gefolgt von Sylpheed und Claws-Mail. Unter QT fällt mir an der Stelle nur Kmail ein. Zuletzt gibt es dann noch den Plattformunabhängigen Client Thunderbird mit seinem XUL Toolkit. Ich denke ich habe kein wichtiges Mainstream Programm vergessen, lassen wir Mutt und Konsorten mal außen vor.
Was erwarte ich von einem Mail Client? Eigentlich nicht viel:
- Ausschließlich Mail Funktionalität
- vernünftigen IMAP Support
- GTK Integration
- GPG Verschlüsselung
- (keine lokalen Ordner)
Geht doch eigentlich, oder? Also mal kurz die einzelnen Programme daraufhin analysiert:
Evolution kommt standardmäßig mit Gnome mit. Versagt allerdings schon beim ersten Kriterium. Evolution ist eine komplette Groupware und daher relativ träge und aufgebläht und mit Funktionen, die ich noch nie gebraucht habe, bzw. nie brauchen werde. Ich will Mail, nur Mail . Am IMAP Support habe ich bislang nichts auszusetzen. Die GTK Integration ist ebenfalls vollständig, bis auf eine Kleinigkeit: Die Listenheader in der Mail-Liste sind keine GTK Listenheader, sondern Buttons. Warum, erschließt sich mir bis heute nicht. GPG funktioniert ebenfalls ohne Probleme. Der letzte Punkt in meiner Liste, keine lokalen Ordner, geht bei Evolution nicht. Ich habe genau ein E-Mail Konto. Auf diesem Konto gibt es alle benötigten Infrastruktur-Ordner wie Gesendete, Entwürfe, Postausgang, Müll etc… Warum muss ich die alle noch mal auf meinem lokalen Client unter “Auf diesem Computer” haben?
Claws-Mail und Sylpheed werfe ich einfach mal frech in einen Topf, da eine Unterscheidung für meine Liste keinen Sinn macht. Beide bieten ausschließlich Mail Funktionalität. Beide können mit GPG umgehen, beide benötigen keine lokalen Ordner, beide bieten ausreichende IMAP Funktionalität und ebenfalls beide sind GTK Programme. Naja, jedenfalls fast. Leider benutzen sie beide nicht das Standard Iconset. Sylpheed bringt genau ein Iconset mit, welches nach dem kompilieren nicht mehr geändert werden kann. Claws-Mail lässt sich mit verschiedenen Iconsets betreiben. Davon gibt es auch einige, aber leider keins für mein aktuell in Benutzung befindliches. Und ich will mir auch keins machen, und in einem Monat, wenn ich mein Iconset wechsel das ganze dann wiederholen. Warum nimmt man nicht die Icons aus dem Standard Iconset des Benutzers? So wirken die beiden Programme irgendwie immer ein wenig wie “Fremdkörper” im Desktop. Auch wenn sie sonst alle Kriterien erfüllen die ich an ein Mail Programm habe, ist dies doch ein Punkt, der mich leider zu sehr stört.
Kmail fällt auf den ersten Blick schon mal flach, da es kein GTK Programm ist. Doch halt, dafür gibt es ja QGtkStyle. Damit sieht es schon ganz vernünftig aus. Auch wenn hier und da doch noch ersichtlich wird, das es ein QT Programm ist. (Dateidialoge, Konfigurationsdialoge, etc. sind halt an die User Interface Guidlines von KDE und nicht Gnome angepasst.) Auch das Iconset ist das von KDE aktuell verwendete. Und wenn man sich nicht auf die kleine Schnittmenge an gemeinsamen Iconsets beschränken möchte, wirds auch hier unschön. Ansonsten hat Kmail ausschließlich Mail Funktionalität, bietet guten IMAP Support und kann mit GPG umgehen. Allerdings werden auch hier Lokale Ordner angelegt, obwohl sie nicht vonnöten sind.
Bleibt noch Thunderbird. Punktet schonmal beim Punkt “Nur Mail”. IMAP geht auch zufriedenstellend. Das war’s dann auch schon. GPG ist erst möglich über ein Plugin und lokale Ordner werden auch hier angelegt. Die Desktop Integration ist aufgrund der XUL Engine auch nicht so das Ware. Es gibt zwar Themes, aber natürlich keins, was auf seinen aktuellen Desktop abgestimmt ist. Selbermachen hab ich allerdings mal versucht und es ganz schnell wieder sein gelassen. Thunderbrid 3 sollte ursprünglich, genau wie Firefox 3 auch, die GTK Engine zum Zeichnen benutzen. Leider wurde das bis zur aktuellen Beta nicht getan und ich bezweifle auch, dass es noch passieren wird. Daher wirkt auch Thunderbrid wie ein Fremdkörper im System. Dazu kommen in der aktuellen Thunderbrid Beta die Tableiste für Ordner und Nachrichten, die sich aber leider nicht ausblenden lässt, auch dann nicht, wenn nur ein Tab offen ist, so wie es alle anderen Tab-Programme machen.
Ja, das war’s leider auch schon. Und so richtig auf mein Profil passt keines der Programme. Ich will doch “nur” ein kleines, schlankes, sich gut in den GNOME Desktop integrierendes Mail Programm. In solchen momenten ärgere ich mich immer, das ich nicht vernünftig für GNOME programmieren kann. Also was tun? Eine Möglichkeit wäre, den Sylpheed Quellcode anzupassen und ihm die GNOME Icons zu injizieren. Eine andere wäre sich sein eigenes Mail Programm zu schreiben, aber… nunja
Ich werd mich dann mal hinsetzten und mir den Sylpheed Quellcode anschauen. Wie geht’s euch so? Ähnliche Probleme? Oder stehe ich alleine da? Oder gibt es gar Mail Programme die ich noch nicht kenne, aber genau das richtige wären für mich? Bin ich zu anspruchsvoll?