Die letzte Woche war ich auf dem Gran Canaria Desktop Summit, der erstmalig gemeinsamen Konferenz von GNOME und KDE. Ich muss sagen es hat sich gelohnt und hoffe, dass in Zukunft öfter aKademy und Guadec zusammen stattfinden werden.
Ich war am Freitag in Las Palmas angekommen. Das Wetter war bei weitem nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte - es war richtig angenehm. Der starke Seewind und die Bewölkung machten die Hitze durchaus erträglich. Trotzdem: die Sonne ist gefährlich - das sagt mir zumindest mein Rücken
Am Freitag Abend war das erste Social Event gesponsort von Canonical. Es war somit die erste Möglichkeit die GNOME Leute kennen zu lernen. Wenn man sich so umgeschaut hat, sah man aber, dass die KDE Leute mit den KDE Leuten sprachen, die GNOME Leute mit den GNOME Leuten. War ja irgendwie zu erwarten - man kennt sich halt Dennoch gab es wohl auch einige Gespräche über die Grenzen hinweg und ich hab ein ausführliches Gespräch mit einem GNOME Shell Entwickler gehabt und Ideen ausgetauscht.
Am Samstag morgen begann die Konferenz - trotz Party am Vorabend gut besucht. Das Konfernzgebäude war einfach gigantisch. Die Mitarbeiter wurden aber wohl nicht richtig darauf vorbereitet, dass eine freie Software Konfernz nicht wie eine normale Konfernz ist. Bei Lightning Talks jeweils neues Wasser und ein Namensschild zum Rednerpult zu bringen ist irgendwie overkill
Die Konferenz wurde von einigen Vertretern von Gran Canaria/Spanien eröffnet. Leider hab ich keine Ahnung was sie uns sagen wollten, da sie auf Spanisch gesprochen hatten. Am Besten war ein Redner der anfing mit “mein Englisch ist nicht wirklich gut, daher halte ich meine Rede auf Spanisch”. Bei schlechtem Englisch hätte ich ja was verstanden, bei Spanisch leider nicht.
Nach der Eröffnung folgten die drei Keynotes. Ich war ja besonders an der Stallman Keynote interessiert. Da er ja zuvor schon auf Mono rumgehackt hatte, hatte ich erwartet, dass er auf die Problematik eingeht. Und ich wurde in dem Punkt nicht enttäuscht: seine ganze Rede ging eingentlich um die Mono Problematik. Die Rede war sehr gut aufgebaut: er begann mit einem Rückblick auf die Qt Problematik und wie es zu GNOME führte. Dass damals die freie Software bedroht war, weil der einzige freie Desktop auf eine unfreie Komponente aufbaute. Er erwähnte auch, dass dieses Problem heute gelöst ist. Mit diesem Rückblick motivierte er die Mono Diskussion: da Microsoft Patente auf C# hat, stellt das Entwickeln in dieser Sprache seiner Meinung nach eine Gefahr dar. Es sei schwer zu sagen an welchem Punkt es gefährlich wird, einzelne Anwendungen sind ok, aber komplett darauf aufzubauen nicht. So könnte man sagen, dass Tomboy ok ist, weil man es problemlos durch Gnote ersetzen kann. Also falls MS jemals auf die Idee kommt die Patente einzusetzen, wäre nichts verloren. Wie sich am Anschluss seiner Diskussion zeigt, kennt er sich jedoch mit der Problematik nicht wirklich aus. Er weiß nicht welche Teile patentiert sind, er weiß nicht in wie weit MS versprochen hat, keine Patente einzusetzen und seine Argumentation dreht sich um den Punkt “MS ist böse, MS hat gesagt sie wollen freie Software zerstören, also dürfen wir keine MS Technologie verwenden”. Auch wenn ich persönlich die gleiche Argumentation für mich folge und daher C# nicht verwenden würde, klingt seine Argumentation in meinen Ohren als FUD. Besonders die Empfehlung Lisp anstatt C# als Sprache zu verwenden, ist nun ja irgendwie weltfremd.
Ich persönlich habe vor der Rede ja auch eine Meinung zu Stallman gehabt und die ist nicht wirklich positiv. Er hat tolles für freie Software geleistet, aber irgendwie glaube ich nicht, dass er heute noch die richtige Person dafür ist. Und leider wurde meine in diesen Punkten ablehnende Haltung bestätigt. Nach seinem Mono Bashing verwandelte er sich in “St. IGNUcius of the Church of Emacs”. Eine meiner Meinung nach sehr peinliche Vorstellung und ich habe mit niemandem gesprochen der dieses gut geheißen hat. Es gab zwar viel Gelächter und Applaus aber irgendwie glaube ich mitlerweile die Leute haben ihn eher ausgelacht als das gutgeheißen. Für mich war dieser Teil der Rede ein “nein ich will nichts mit soetwas zu tun haben”. Da sage ich dann doch lieber ich bin ein Open Source Programmierer und kein Freie Software Programmierer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Microsoft ihn Ernst nimmt, wenn er als “Heiliger” mit Heiligenschein auftritt. Für eine Keynote bei solch einem Ereignis eine sehr schwache Nummer und ich war nicht der einzige, der sich daran störte.
Nach den Keynotes folgten die ersten Talks - zuerst einige Lightning Talks mit zum Teil grandiosen Projekten. Am nächsten Tag begannen die eigentlichen Vorträge, jeweils vier gleichzeitig - ich muss noch einige Videos anschauen. Es wird an doch bedeutend mehr Stellen zusammengearbeitet als ich dachte.
Nachmittags begann dann die eigentliche aKademy mit einer sehr guten Keynote von Glyn Moody. Ein schöner Rückblick wie Freie Software die Welt bereits veränderte. Die folgenden anderthalb Tage war ich also damit beschäftigt mir Talks anzuhören
Am Dienstag war mein freier Tag, da ich nicht im e.V. und somit nicht zur Hauptversammlung gehen konnte. Die Zeit ein bißchen am Strand verbracht und ein bißchen für 4.4 gehackt.
Mittwoch wurde die Konferenz in die außerhalb Las Palmas gelegene Universität verlegt. Obwohl sie erst 20 Jahre alt ist ohne Klimaanlage - recht überraschend. Zumindest war hier das Internet - im Gegensatz zum Konferenzgebäude - top. An jedem Platz Ethernetkabel und Steckdose. Perfekt für Akademy. Die erste BOF session betraf die Umstellung auf git. Der Raum war komplett voll und überhaupt nicht wie ein BOF sein sollte. Es gibt einiges zu tun und es haben sich einige Freiwillige gefunden. Grober Zeitplan bis zum 4.4 Freeze - also wohl noch dieses Jahr
Am Donnerstag war das wichtige Plasma/KWin Treffen und es wird einiges tolles kommen - ich verrate jetzt mal noch nichts. Wir haben tolle und ehrgeizige Ideen, die wir aber erst noch weiter ausarbeiten müssen.
Am Mittag war der Tourist Trip. Tja Tourist Trip auf Gran Canaria bedeutet wohl nur, man geht an den Strand. Dass wir dazu mit dem Bus zum Süden der Insel fahren mussten, verstehe ich nicht wirklich - schönen Strand gab es auch in Las Palmas. Am Abend ging es für mich dann zum Flughafen, da ich einen Nachtflug hatte (wie konnte ich nur so blöd sein - ich weiß doch dass ich im Flugzeug nicht schlafen kann).
Insgesamt war es eine richtig tolle Woche und ich freue mich schon auf die aKademy nächstes Jahr. Die Community ist einfach richtig toll und es macht super Spaß in ihr zu arbeiten. Auch mit den GNOME Leuten war es eine sehr angenehme Erfahrung - aber man sieht doch Unterschiede. Mir kam es eigentlich die ganze Woche so vor, als ob mehr KDE Leute anwesend waren. Vermutlich ein rein subjektives Wahrnemen, da wir alle beim Social Event das Kubuntu T-Shirt angezogen haben und bei den Vorträgen unsere Laptops benutzten und man daher überall nur KDE sah.