Finanzbuchhaltungssoftware gibt es wohl wie Sand am Meer. Freie Programme sind zwar auch einige zu finden, aber solche, die ich bedienen kann, wohl nicht. Deswegen suchte ich mir eine Applikation, die einfach zu bedienen ist und die es mir ermöglicht, ohne Fachwissen aus dem Bereich der Finanzbuchhaltung eine Buchhaltung zu führen. Unter Ubuntu ist der Weg zu GnuCash nicht weit und so habe ich mir das Programm angesehen und bin dann bei GnuCash geblieben.
GnuCash verfolgt strikte das Prinzip der doppelten Buchhaltung. Und zwar auf eine Art und Weise, die ich leicht nachvollziehen kann. Es gibt – wahrscheinlich wie bei jeder “richtigen” Buchhaltung – Aufwands- und Ertragskonten, Aktiven und Passiven. Daneben könnte man mit GnuCash die Buchhaltung in einer kleinen Firma führen, allerdings fehlen hierzu Module wie Warenwirtschaft oder Anlagenverwaltung. Weiter liessen sich Wertpapiere verwalten. GnuCash ist mandantenfähig. Es ist frei und steht unter der GPL.
Unter Ubuntu installiert man sich GnuCash entweder über das Software-Center oder per Konsole:
sudo apt-get install gnucash
Beim ersten Start meldet sich ein Wizard, mit dem sich eine Art Grundgerüst für die Buchhaltung mit den am häufigsten eingesetzten Konten erstellen lässt. Dabei wird eine Auswahl angeboten, mit der Private, Vereine oder Firmen mit je einem Profil grob eingerichtet werden können. Es ist dann kinderleicht, weitere Konten und natürlich auch Unterkonten zu erzeugen. Auf die Weise stellt sich jeder seine Kontenfarm zusammen und kann damit seine Bedürfnisse abdecken. Danach können die Anfangsbestände der Aktiven und Passiven erfasst werden.
Ich kam mit GnuCash auf Anhieb zurecht, obschon ich keine Ahnung von Buchhaltung habe. Ich schätze die tolle Gesamtübersicht, die es mit erlaubt, jederzeit zu sehen, wie ich finanziell dastehe; auf die einzelnen Bereich abgestimmt. Wer seine Konten und Unterkonten hierarchisch sauber aufsetzt und darauf achtet, dass die Buchungen exakt und in den richtigen Konten gelistet werden, wird jederzeit erkennen können, in welchen Ritzen das Geld verrinnt.
Es lassen sich verschiedene Berichte erzeugen, die eine noch bessere Übersicht ermöglichen. Ich nutze GnuCash erst seit diesem Jahr; sämtliche Ein- und Ausgaben werden notiert. Ich mache also eine sehr genaue Buchhaltung, die alle meine Bewegungen abbildet. Dies ermöglicht nicht nur eine genaue Analyse, wohin mein Geld fliesst und wo ich allenfalls Einschränkungen vornehmen könnte, es gibt mir auch die Sicherheit, dass meine Planung aufgrund der bisherigen Ausgaben stimmt. Mit GnuCash lässt sich auch ein Budget erstellen, das dann mit den tatsächlichen Ein- und Ausgaben verglichen werden kann.
Ab und zu schleichen sich Fehler ein, die ich erst dann bemerke, wenn ich meine Buchhaltung mit dem Konto auf der Postfinance vergleiche. Dank der Suchfunktion und der doppelten Buchhaltung finde ich die entsprechende Buchung jeweils recht schnell und kann – solange die Periode noch nicht abgeschlossen wurde – eine Korrektur vornehmen.
Eine Buchung besteht in der Regel aus mindestens sechs Elementen: Ein Datum, eine Beschreibung, ein Betrag, der entweder ausgegeben oder eingenommen wurde, ein Aufwandskonto und ein Gegenkonto. Wenn ich beispielsweise Zigaretten kaufe, buche ich diese im Unterkonto Tabak unter dem Hauptkonto Ernährung (ja, Du hast richtig gelesen, wenn ich nicht rauchen würde, ginge ich genauso zugrunde, wie wenn ich mich nicht ernähren wurde ) ab und wähle dann das Gegenkonto, welches entweder ein Bank- oder Girokonto oder Bargeld sein kann. GnuCash listet nun diesen Aufwand im Konto Tabak, wobei der Betrag automatisch dem übergeordneten Konto zugefügt wird und subtrahiert den Betrag im entsprechenden Gegenkonto, in dem dieselbe Buchungszeile dort erneut eingefügt wird. So sehe ich die Ausgabe also im Hauptkonto Ernährung, im Unterkonto Tabak, im Gegenkonto Bargeld und im Buchungsjournal sowie im Hauptbuch. Und das alles mit einem einzigen Eintrag.
Alle Buchungen – ob sie nun eingenommen oder ausgegeben wurden – basieren auf diesem Muster. Damit führt GnuCash quasi eine Kontrolle meiner Bankkonten und ich sehe so auch sehr genau, ob Buchungsfehler begangen wurden. Ausserdem habe ich damit direkt in meinem Buchhaltungsprogramm die Übersicht aller Konten bei Post und Bank. Das gefällt mir ganz gut. Bisher fürchtete ich mich vor dem Führen eine Buchhaltung, weil ich davon ausging, dass ich das finanztechnische Wissen dazu nicht hätte. Ende letzten Jahres, als ich mich für die Buchhaltung vorbereitete, stellte ich dann ganz verdutzt fest, dass es gar kein Fachwissen braucht. Bloss ein klein wenig Verständnis, wie der Geldfluss digital abgebildet wird, ist notwendig.
Einen zünftigen Wermutstropfen findet sich allerdings in GnuCash, vor allem wenn man mit eidgenössischen Finanzinstitutionen arbeitet. Da ich unseren Banken kein Vertrauen entgegenbringe und sie abgrundtief hasse – obschon sie uns jeden dritten Franken bringen und damit viele Mittel für die öffentliche Hand bereitstellen, dabei aber mit ihrem Kerngeschäft abseits der Wertschöpfungskette stehen und wohl bei Gewinnen über fünf Milliarden Franken pro Jahr das Geld eher klauen als verdienen – bin ich seit Jahren Kunde der Schweizerischen Post. Bei uns bekommt die Post keine Banklizenz und darf bloss eingeschränkt wirken. Unsere Banken und auch die Post kennen kein HBCI, auch mit AqBanking ist eine Verbindung zum Postkonto seit der Umstellung vor ein oder zwei Jahren seitens der Post nicht mehr möglich. Zwar liessen sich die Daten über XML oder anderen Formaten importieren, eine direkte Verbindung ist aber meines Wissens zurzeit nicht möglich. Sucht man bei der Postfinance nach dem Begriff HBCI, kommen keine Suchresultate zurück…
Trotz dieser Einschränkung mag ich GnuCash und ich habe mich sofort zurechtgefunden. Aufgrund der genannten Einschränkung muss ich die Zahlungen separat bei der Postfinance abwickeln und in GnuCash erneut erfassen oder importieren. Bei einer privaten Buchhaltung dürfte das noch durchgehen, wird jedoch das Programm geschäftlich benutzt, müsste dazu eine Schnittstelle zur direkten Kommunikation mit Post und Bank bestehen.
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