Als stolzer Besitzer eines Lenovo Thinkpads (X220) wollte ich unabhängig von WLANs immer eine Möglichkeit haben, problemlos ins Netz zu kommen. Lange musste dafür ein Handy mit Tethering herhalten.
Das wollte ich aufgrund vieler Eigenschaften nicht mehr haben. Zum einen muss man ständig das Telefon entsprechend einstellen und man hat hin und wieder das Problem, dass die Verbindung gekappt wird, wenn man einen Anruf erhält.
Der Entschluss zu einem internen Modem war also auch schnell gefasst. Laut Lenovo bietet sich zu diesem Zweck die Karte Ericsson F5521gw an. Gekauft, eingebaut, hochgefahren - alles funktioniert so weit. Erkannt wird die Karte bei Debian Jessie per lsusb als `Bus 002 Device 003: ID 0bdb:1911 Ericsson Business Mobile Networks BV`.
Als Netzbetreiber wählte ich Vodafone, hier in Karlsruhe ist man damit in jeder Ecke bestens versorgt. Als Anbieter kam ich auf FYVE. Durch Zufall bin ich in einer Tankstelle Nähe Jena darauf gestoßen. Dort (vor allem in der Umgebung) funktioniert das Vodafone Netz eher schlecht. Wahrscheinlich hat man deswegen andere Konditionen als hier. Zum Beispiel 5GB Volumen ohne Drosselung wird man hier nicht so schnell finden - zumindest nicht zum gleichen Preis wie Tarife mit 300 oder 500MB.
Netzwerkkonfiguration
Nachdem man mithilfe eines Handys die PIN-Abfrage deaktiviert hat, kann man die Verbindung mit Hilfe des Notebooks wagen.
Die Konfiguration erwies sich als einfach. Ich habe `wvdial` installiert und mit den notwendigen Daten versorgt.
apt-get install wvdial comgt
Das Modem wird seriell angesprochen. Hierzu wurde `comgt` installiert. Initialisiert wird die Verbindung sowie Anmeldung im Mobilfunknetz wie folgt:
comgt -d /dev/ttyACM0
Die Ausgabe sollte dann so aussehen:
SIM ready
Waiting for Registration..(120 sec max)
Registered on Home network: "Vodafone.de",2
Signal Quality: 10,99
In der Datei `/etc/wvdial.conf` werden alle notwendigen Informationen abgelegt, die es zur Authentifizierung im Netz benötigt:
[Dialer Defaults]
Init1 = ATZ
Init2 = ATQ0 V1 E1 S0=0 &C1 &D2 +FCLASS=0
Modem Type = USB Modem
ISDN = 0
New PPPD = yes
Modem = /dev/ttyACM1
Baud = 460800
[Dialer vodafone]
Carrier Check = no
Init3 = AT+CGDCONT=1,"IP","web.vodafone.de"
Stupid Mode = 1
Phone = *99#
Dial Attempts = 2
Username = none
Password = none
Dial Command = ATD
Komfortabel wird der Rest in der Datei `/etc/network/interfaces` eingepflegt. So kann man die Verbindung direkt beim Hochfahren oder auf einfachem Wege manuell aktivieren und deaktivieren. Ich bevorzuge das automatische Verbinden. Hierzu fügt man folgendes Interface hinzu:
auto ppp0
iface ppp0 inet wvdial
provider vodafone
So wird von ifconfig/ifup wvdial aufgerufen und als Dialer `vodafone` ausgewählt, so wie zuvor in der Datei `/etc/wvdial.conf` konfiguriert.
Durch
ifup ppp0
wird nun eine Verbindung hergestellt und man sollte wenige Sekunden später eine IP Adresse zugewiesen bekommen. Geprüft werden kann das am einfachsten mit
ip addr show ppp0
Damit das alles auch wirklich beim Systemstart funktioniert, muss man die Initialisierung des Modems mit der Verbindung zum Netz automatisch beim Start ausführen. Hierzu bietet sich natürlich `/etc/rc.local` an, in der man folgende Zeile hinzufügt:
comgt -d /dev/ttyACM0
Schnell, einfach, jederzeit und überall online.
Tipp
Soll die Dial Up Verbindung auch von einem anderen Systembenutzer als `root` verwendet werden können, so muss dieser in die Gruppe `dialout` hinzugefügt werden.
adduser coacx dialout