ubuntuusers.de

22. Juni 2023

Red Hat Enterprise Linux (RHEL) besteht aus Open-Source-Code, der öffentlich zugänglich ist. Diesen Umstand nutzen AlmaLinux, Oracle Linux, Rocky Linux und einige weitere Distributionen, um zu RHEL kompatible Distributionen anzubieten. Es ist verständlich, dass dies Red Hat (oder noch mehr IBM?) ein Dorn im Auge ist. Die Klons funktionieren so gut wie das Original, und wer keinen Support braucht oder mit externen Support-Angeboten das Auslangen findet, kann sich viel Geld für Lizenzen sparen.

Nachdem Red Hat schon 2020 das CentOS-Projekt (quasi einen Red-Hat-eigener RHEL-Klon) beendet hat und durch das für den Produktivbetrieb weniger attraktive CentOS Stream ersetzt hat, hat die Firma Ende Juni verkündet, den öffentlichen Zugang auf die RHEL-Quellen unter https://git.centos.org zu beenden. Den RHEL-Quellcode erhalten dann möglicherweise nur noch zahlende Kunden. Das Ganze wurde in bestem Marketing-Sprech als Aufwertung des CentOS-Stream-Projekts verkündet. Die zentrale Aussage lautet: CentOS Stream will now be the sole repository for public RHEL-related source code releases.

Aktuell ist noch unklar, was das für AlmaLinux, Rocky Linux & Co. bedeutet. Grundsätzlich könnten die hinter den Projekt stehenden Organisationen einfach ein RHEL-Abo abschließen. Die Frage ist aber, in welcher Form der Zugang auf den Quellcode dann erfolgt (über SRPM-Pakete?), und wie flott diese Pakete aktualisiert werden. Letztlich könnte die ganze Aktion darauf hinauslaufen, die natürlich weitgehend automatisierten Build-Prozesse der Klone zu behindern oder zu verzögern.

Eine weitere Frage ist, ob irgendwelche EULA-Regeln die Verwendung dieses Codes zum Nachbau anderer Distributionen verbieten können. Das erscheint mir — ohne juristisches Wissen — eher unwahrscheinlich. Es galt immer und es gilt weiterhin die GNU Public License.

Es bleibt also spannend. AlmaLinux verkündet auf Twitter: Don’t panic. Wahrscheinlich eine gute Idee.

Quellen/Links

Ausgewählte Artikel und Updates nach Erscheinen meines Blog-Artikels

17. Juni 2023

Debian 12 »Bookworm« vervollständigt den Distributionsreigen der letzten Monate. Debian wird ca. alle zwei Jahre aktualisiert. Die nun präsentierte Version zeichnet sich vor allem durch Software-Updates und ein paar technische Neuerungen aus. Erfreulich ist, dass die für den Betrieb von Netzwerk-Adaptern und anderen Hardware-Komponenten erforderliche Firmware-Dateien nun gleich mitgeliefert wird. Diese pragmatische Entscheidung des Debian-Entwicklerteams erleichtert die Installation von Debian auf aktuellen Notebooks. Davon abgesehen hat sich am Installations-Programm nur wenig geändert. Wenn man die Logik der Dialoge einmal kennt bzw. verstanden hat, lässt sich das Programm aber sehr effizient bedienen. Selbst komplexe Setups inklusive LVM, RAID und Verschlüsselung sind kein Problem.

Das Debian-Installationsprogramm ist optisch keine Glanzleistung, funktioniert dafür aber ausgezeichnet

Während der Installation haben Sie die Wahl zwischen mehreren Desktop-Systemen (Gnome, KDE, XFCE etc.). Ich habe meine Tests mit Gnome durchgeführt.

Debian 12 mit Gnome-43-Desktop

Versionsnummern

Basis             Desktop             Programmierung   Server
---------------   ------------------  ---------------  --------------
Kernel      6.1   Gnome          43   bash        5.2   Apache     2.4
glibc      2.36   Gimp         2.10   docker.io 20.10   CUPS       2.4
X-Server   21.1   LibreOffice   7.4   gcc        12.2   MariaDB  10.11
Wayland    1.21                       git        2.39   OpenSSH    9.2
Mesa       22.3                       Java         17   qemu/KVM   7.2
Systemd     252                       PHP         8.2   Postfix    3.7
NetworkMan 1.42                       Podman      4.3   Samba     4.17
GRUB       2.06                       Python     3.11                  

Generell ist festzustellen, dass die Versionsnummern — eigentlich untypisch für Debian — erfreulich aktuell sind. Insbesondere gilt dies für MariaDB und PHP. Gerade bei MariaDB liefern die meisten anderen Distributionen Uralt-Versionen aus. Debian macht es hier besser! (MySQL fehlt dafür.)

Plattformen (Architekturen)

Debian 12 steht (unverändert im Vergleich zu Debian 11) für die folgenden Plattformen zur Verfügung:

  • Standard-PCs: i386 und amd64
  • ARM: arm64, armhf, armel
  • MIPS: mipsel, mips64el
  • PowerPC: ppc64el
  • S390X: s390x

Weitere Details zur Hardware-Unterstützung können Sie hier nachlesen:

Technische Neuerungen

Firmware-Dateien: Ich habe in der Einleitung darauf hingewiesen, dass die offiziellen Installationsmedien nun auch Firmware-Dateien enthalten. Hinter den Kulissen wurde für diese Dateien die neue Paketquelle non-free-firmware geschaffen, die automatisch aktiv ist.

Logging: Der traditionelle Syslog-Dämon rsyslogd wird standardmäßig nicht mehr installiert. Stattdessen erfolgt das Logging nun über das Journal (eine systemd-Komponente). Die Logging-Daten werden dauerhaft in binärer Form gespeichert (Verzeichnis /var/log/journal) und können mit journalctl ausgewertet werden. Der wichtigste Unterschied im Vergleich zu früher besteht darin, dass diverse Logging-Dateien (z.B. /var/log/mail*) nicht mehr zur Verfügung stehen. Abhilfe schafft gegebenenfalls die Installation von rsyslog. Das Paket befindet sich weiter in den Paketquellen.

Keys für externe Paketquellen: apt-key ist veraltet. Beim Einrichten von neuen Paketquellen muss nun ein Schlüssel in /etc/apt/trusted.gpg.d hinterlegt werden. Auf diesen Schlüssel muss in /apt/sources.list.d/*.conf Bezug genommen werden. Das neue Prozedere ist sicherer, aber leider auch wesentlich umständlicher. Hintergründen können Sie z.B. in der Debian-Dokumentation oder auf syslog.me nachlesen.

Keine anderen Betriebssysteme im GRUB-Menü: Während der Installation verzichtet Debian so wie aktuelle Ubuntu-Versionen darauf, das Script os-prober auszuführen und alle anderen auf den SSDs/Festplatten gefundenen Betriebssysteme in das GRUB-Menü einzubauen. Dieser Schritt ist nicht nur zeitaufwändig, sondern auch überflüssig, weil Sie das zu startende Betriebssystem ja auch über ein EFI-Menü auswählen können. Sollte dabei etwas schief gehen, ist es ganz einfach, den os-prober zu reaktivieren. Dazu fügen Sie die folgende Zeile am Ende von /etc/default/grub ein:

# in /etc/default/grub
GRUB_DISABLE_OS_PROBER=false

Es geht nichts über eine doppelte Verneinung ;-)

Anschließend erzeugen Sie grub.cfg mit einem Aufruf von update-grub neu.

Wartungszeitraum

Anders als bei Ubuntu sind die Angaben zum Wartungszeitraum von Debian ein wenig vage. Grundsätzlich gibt es bei Debian ca. alle zwei Jahre ein neues Release. Das jeweils vorige Release wird dann noch ca. ein Jahr mit Updates versorgt, womit sich ein offizieller Wartungszeitraum von ca. drei Jahren ergibt.

Ein Team von Freiwilligen versucht Debian für die Plattformen i386, amd64, arm64 und armhf über den offiziellen Wartungszeitraum hinaus insgesamt fünf Jahre mit kritischen Sicherheits-Updates zu versorgen (Projekt Debian LTS).

»Bitte legen Sie das Medium mit dem Namen ‚Debian GNU/Linux‘ ein«

Der Standardinstaller hinterlässt in /etc/apt/sources.list eine Zeile mit dem Installationsmedium (USB-Stick oder DVD). Wenn Sie nach der Installation ein Paket installieren wollen (apt install <name>), will apt, dass Sie das Installationsmedium wieder einlegen, anstatt das betreffende Paket einfach herunterzuladen. Das ist (schon seit vielen Jahren) nicht mehr zeitgemäß.

Abhilfe: Öffnen Sie /etc/apt/sources.list mit einem Editor und entfernen Sie die Zeile, die mit deb cdrom beginnt.

Fazit

Debian ist mit »Bookworm« ein grundsolides, überdurchschnittlich modernes Release gelungen. Snaps und Flatpaks sind optional möglich, aber nicht erforderlich. Vielleicht ist das altmodisch, aber ich sehe es als Pluspunkt.

Gerade in Zeiten, wo dem Linux-Desktop ein rauer Wind entgegen weht (Red Hat will keine LibreOffice-Pakete mehr erstellen, SUSE überhaupt keine kommerzielle Desktop-Distribution mehr anbieten usw.) ist es großartig, dass Debian nicht nur am Server brilliert, sondern auch ein gutes Angebot für Desktop-User darstellt.

Ich habe es in meinen früheren Debian-Artikel schon erwähnt, aber man kann es nicht oft genug sagen: Debian ist das Fundament für eine große Palette weiterer Distributionen: Ubuntu und all seine Varianten, Kali Linux, Raspberry Pi OS usw. Die Linux-Community kann dem Debian-Team gar nicht dankbar genug sein, dass es dieses Fundament immer wieder neu zusammenstellt!

Quellen/Links

Andere Tests

16. Juni 2023

Netdata bietet sogenannte Badges. Diese dynamischen Grafiken werden bei Notifications bzw. Alarmen verwendet.

Man kann sie aber recht einfach auch in anderen Seiten integrieren, wie z.B. hier.

(Wer diesen Beitrag per Planet liest, sieht den Badge nicht. Das ist Absicht, weil ich die Badges nun auf nur meine eigenen Site beschränkt habe)

Nur ist für unseren rootserver netdata passwort geschützt. Das hat zur Folge, dass die Badges bei Aufruf natürlich nach einem Login und Passwort fragen. Es gibt aber eine recht einfache Möglichkeit, die Beschränkung für die Badges aufzuheben.

Darum geht es hier.

<Location /netdata/>
        AuthType Basic
        AuthName "Protected site"
        AuthUserFile /etc/apache2/.htpasswd
        Require valid-user
        Order deny,allow
        Allow from all
</Location>
<Location /netdata/api/v1/badge.svg>
    Satisfy any
    Allow from all
    AllowOverride None
    Require all granted
</Location>

Die eigentliche Location /netdata/ ist password geschützt mit Authtype Basic.

Für /netdata/api/v1/badge.svg ist eine Ausnahme definiert.

Das funktioniert prima.

Ich möchte aber nicht verschweigen, dass der geneigte unautorierte User nun beliebige Badges anlegen kann, man sollte den Zugriff evtl auf bestimmte Sites begrenzen. --- Edit, das ist nun geschehen, die veränderte Config kommt im erweiterten teil

"Netdata und Badges" vollständig lesen

Sparky 7.0 "Orion Belt" basiert auf Debian 12 "Bookworm".

SparkyLinux gibt es in verschiedenen Ausführungen. Die Benutzer der Stable-Variante dürfen sich über die neue Version 7.0 "Orion Belt" freuen, die nun auf Debian 12 "Bookworm" basiert und damit viele Paketaktualisierungen bekommt. SparkyLinux hat den Fokus auf Vielfältigkeit bei der Desktopumgebung und ist sowohl für Fortgeschrittene als auch für Anfänger geeignet, wobei letzteres explizit kein Projektziel ist.

Die neue Version der "Sparky stable edition" gibts es in folgenden Varianten zum Download:

  • LXQt
  • MATE
  • Xfce
  • KDE
  • MinmalCLI
  • MinimalGUI

Die MinimalGUI Variante mit Openbox Window Manager und die MinimalCLI Variante sollen dabei eine solide Basis für hoch spezialisierte oder selbst entwickelte Desktopumgebungen sein.

Wer es gerne aktueller mag, der wird von SparkyLinux nicht enttäuscht. Die Nutzer der "Sparky rolling edition" haben schon länger die Pakete, die nun in Debian 12 enthalten sind. Diese Edition basiert nämlich auf dem Testing Branch von Debian und wird daher laufend mit Updates versorgt.

Die oben genannten Varianten gibt es auch in der Rolling-Edition, zusätzlich gibt es aber auch noch Spezial-Varianten:

  • GameOver für Spielbegeisterte
  • Multimedia für Video- und Audioverarbeitung
  • Rescue als Werkzeugkiste für Systemwiederherstellung

Weitere Informationen und die Download-Links gibt es auf der Sparky Website

Quellen:

https://sparkylinux.org/sparky-7-0-orion-belt/
Bild: Von Astrowicht - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6118195


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15. Juni 2023

Das Mozilla VPN steht ab sofort in 16 weiteren und damit doppelt so vielen Ländern wie zuvor zur Verfügung.

Mit dem Mozilla VPN bietet Mozilla in Zusammenarbeit mit Mullvad sein eigenes Virtual Private Network an und verspricht neben einer sehr einfachen Bedienung eine durch das moderne und schlanke WireGuard-Protokoll schnelle Performance, Sicherheit sowie Privatsphäre: Weder werden Nutzungsdaten geloggt noch mit einer externen Analysefirma zusammengearbeitet, um Nutzungsprofile zu erstellen.

Jetzt Mozilla VPN nutzen

Start in weiteren Ländern

Neben Deutschland, Österreich und der Schweiz steht das Mozilla VPN auch in Belgien, Finnland, Italien, Irland, Frankreich, Kanada, Malaysia, Neuseeland, den Niederlanden, Schweden, Singapur, Spanien, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten von Amerika zur Verfügung.

Zu diesen 17 Ländern kommen ab sofort 16 weitere Länder dazu: Bulgarien, Dänemark, Estland, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, Polen, Portugal, Rumänien, Slowenien, Slowakei, Tschechien, Ungarn sowie Zypern.

Tipp: Mozilla VPN aktuell mit 20 Prozent Rabatt

Ein Tipp für alle Interessierten: Mit dem Rabatt-Code VPN20 bekommt man das Mozilla VPN derzeit mit 20 Prozent Rabatt für das erste Jahr.

Der Beitrag Mozilla VPN startet in 16 weiteren Ländern erschien zuerst auf soeren-hentzschel.at.

Trixie soll 2025 erscheinen und Unterstützung für die RISC-V Architektur bieten.

Nachdem Debian 12 veröffentlicht und gut aufgenommen wurde, wendet sich die Aufmerksamkeit seinem Nachfolger, Debian 13, zu. Bis zur Veröffentlichung im Jahr 2025 dauert es noch lange. Trotzdem gibt es schon zwei Details über die nächste Version zu berichten.

Das Debian-Projekt benennt seine Releases nach Figuren aus der Zeichentrickfilmreihe Toy Story. Bookworm ist ein lesefreudiger Wurm mit eingebauter Taschenlampe und Namensgeber für Debian 12. Bullseye ist ein Spielzeugpferd, das reitet wie der Wind, besonders wenn Woody das Kommando gibt und verlieh Debian 11 seinen Namen. Man kann die Serie zurückverfolgen bis in das Jahr 1996, als der Superheld Buzz Lightyear seinen Vornamen an Debian 1.1 vererbte.

Debian 13 soll den Namen Trixie tragen. Dabei handelt es sich um einen blauen Dinosaurier; um genauer zu sein, es ist ein Triceratops, der gerne mit dem Tyrannosaurus Rex Videospiele zockt. Damit gibt es bisher 18 Toy Story Figuren, die zu Debian Namen wurden:

  • Trixie (13)
  • Bookworm (12)
  • Bullseye (11)
  • Buster (10)
  • Stretch (9)
  • Jessie (8)
  • Wheezy (7)
  • Squeeze (6)
  • Lenny (5)
  • Etch (4)
  • Sarge (3.1)
  • Woody (3.0)
  • Potato (2.2)
  • Slink (2.1)
  • Hamm (2.0)
  • Bo (1.3)
  • Rex (1.2)
  • Buzz (1.1)

Eigentlich sind es 19, wenn man Sid (unstable) mitzählt. Ich weiss genau, was euch jetzt durch den Kopf geht. Wann gibt es keine Toy Story Namen mehr, und wie wird Debian 14 heissen? Zur ersten Frage kann ich euch beruhigen, es gibt 115 Figuren in den Toy Story Filmen. Wenn ich davon ausgehe, dass alle zwei Jahre ein Debian Release veröffentlicht wird, reichen die Namen bis ins Jahr 2217. Die zweite Frage ist schwieriger zu beantworten, da ich nicht weiss, ob es ein Muster oder einen geheimen Algorithmus im Debian-Projekt für die Namensfindung gibt. Macht aber nichts, denn dafür gibt es doch ChatGPT.

Wie erwartet, drückt sich die KI um eine Antwort, mit der Begründung, dass die Trainingsdaten diese Information nicht enthalten. Mit ein wenig Prompt Engineering halluziniert ChatGPT diese Namen für Debian 14 (alle aus Toy Story 4):

  • Forky
  • Ducky
  • Bunny
  • Gabby Gabby

Meine Intuition sagt mir, dass Debian 14 'Gabby' heissen wird. Ihr könnt mich in 4 Jahren auf meine Vorhersage behaften. Falls ich falsch liegen sollte, schenke ich euch einen Ducky oder einen Bunny, aber keinen Forky.

Update: Arndt weist darauf hin, dass Debian 14 'Forky' heissen wird, wie man hier nachlesen kann. Verdammt, dann hatte ChatGPT doch recht. Somit darf sich Arndt einen Ducky oder Bunny aussuchen.

Forky, aus Toy Story 4

So, genug der Spässe.

Debian 13 wird wahrscheinlich eine Portierung für die RISC-V-64 Architektur erhalten. Da sich die Verfügbarkeit von leistungsfähigen RISC-V-Geräten bis 2025 verbessern wird, ist die Unterstützung durch Debian zu begrüssen. Jonathan Wiltshire schreibt dazu:

Obwohl sie noch nicht in der offiziellen Architekturliste enthalten ist, macht die riscv64-Portierung gute Fortschritte. Wir erwarten, Trixie mit riscv64-Unterstützung auszuliefern (vorbehaltlich der Architekturqualifikation später im Zyklus).

Quelle: https://lists.debian.org/debian-devel-announce/2023/06/msg00001.html


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14. Juni 2023

Bei Firefox Translations handelt es sich um eine Übersetzungsfunktion für Websites, welche im Gegensatz zu Übersetzern wie Google Translate lokal arbeitet, die eingegebenen Texte also nicht an einen fremden Server sendet. Mozilla arbeitet an einer nativen Integration für Firefox. Diese hat nun Firefox Beta 115 erreicht.

Was ist Firefox Translations?

Im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Bergamot-Projekts hatte Mozilla gemeinsam mit der University of Edinburgh (Schottland), der University of Tartu (Estland), der University of Sheffield (England) sowie der Charles University (Tschechien) zusammengearbeitet, um eine vollständig clientseitige Funktion zur maschinellen Übersetzung von Websites für den Browser zu entwickeln. Das bedeutet, dass die Übersetzung vollständig im Browser geschieht und keine zu übersetzenden Inhalte an einen Datenriesen wie Google oder Microsoft übermittelt werden müssen. Firefox Translations steht aktuell als Browser-Erweiterung für Firefox zur Verfügung.

Download Firefox Translations

Native Integration in Firefox kann getestet werden

In Zukunft wird die Übersetzungs-Funktion ein natives Firefox-Feature sein, für welches der Anwender nicht erst eine Erweiterung installieren muss. Vor zwei Monaten hatte ich darüber berichtet, dass die lokale Übersetzungsfunktion in einer Nightly-Version von Firefox getestet werden kann, indem über about:config eine versteckte Option aktiviert wird.

Seitdem hat Mozilla größere Fortschritte bei der Implementierung gemacht. Mittlerweile ist die lokale Übersetzungsfunktion standardmäßig aktiviert und dies nicht nur in Nightly-Versionen, sondern auch in Firefox Beta 115. Die standardmäßige Aktivierung in Firefox Beta betrifft allerdings nur die erste Hälfte des Beta-Zyklus, gleiches wird für Firefox 116 gelten. Die Auslieferung in einer finalen Firefox-Version ist derzeit für Firefox 117 geplant. Firefox 117 wird nach aktueller Planung am 29. August 2023 erscheinen.

Neuerungen der letzten zwei Monate

Im Vergleich zu vor zwei Monaten hat sich nicht nur die Optik des Übersetzungs-Panels verändert. Das Übersetzungs-Panel beinhaltet jetzt auch die Optionen, um eine bestimmte Sprache immer zu übersetzen, eine bestimmte Sprache nie zu übersetzen sowie eine bestimmte Website nie zu übersetzen.

Firefox Translations in Firefox Beta 115

In den Firefox-Einstellungen wurde ein entsprechender Abschnitt ergänzt, über welchen die darüber getroffenen Ausnahmen verwaltet werden können.

Firefox Translations in Firefox Beta 115

Während des Übersetzungsvorgangs ist das Symbol in der Adressleiste animiert, um den Fortschritt anzuzeigen. Nach der Übersetzung wird nun die Sprache der Übersetzung angezeigt. Außerdem lässt sich nach der Übersetzung über das Übersetzungs-Panel jetzt nicht mehr nur wieder die originale Seite neu laden, es kann nun auch direkt die Sprache für eine weitere Übersetzung geändert werden.

Firefox Translations in Firefox Beta 115

Neben dem Übersetzuns-Symbol in der Adressleiste wurde auch ein Eintrag im Hauptmenü von Firefox ergänzt.

Firefox Translations in Firefox Beta 115

Zwar arbeitet die Übersetzungsfunktion selbst vollständig lokal, allerdings müssen entsprechende Sprachmodelle zunächst von einem Mozilla-Server heruntergeladen werden, damit Firefox Texte in andere Sprachen übersetzen kann. Eine Auslieferung aller Sprachmodelle direkt mit Firefox würde nicht besonders gut skalieren, insbesondere wenn in Zukunft noch viel mehr Sprachen unterstützt werden sollen.

Damit die Übersetzungsfunktion aber auch in Situationen genutzt werden kann, in denen kein oder nur schwacher Internetzugang besteht, lassen sich noch nicht vorhandene Sprachmodelle über die Firefox-Einstellungen jetzt bereits vorab herunterladen.

Firefox Translations in Firefox Beta 115

Dazu kommen Verbesserungen bei der Erkennung der Original-Sprache, Performance-Verbesserungen sowie weitere Optimierungen unter der Haube.

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13. Juni 2023

Mozilla hat Version 2.15 seiner VPN-Clients für das Mozilla VPN veröffentlicht. Dieser Artikel beschreibt die Neuerungen vom Mozilla VPN 2.15.

Mit dem Mozilla VPN bietet Mozilla in Zusammenarbeit mit Mullvad sein eigenes Virtual Private Network an und verspricht neben einer sehr einfachen Bedienung eine durch das moderne und schlanke WireGuard-Protokoll schnelle Performance, Sicherheit sowie Privatsphäre: Weder werden Nutzungsdaten geloggt noch mit einer externen Analysefirma zusammengearbeitet, um Nutzungsprofile zu erstellen.

Jetzt Mozilla VPN nutzen

Die Neuerungen vom Mozilla VPN 2.15

Auf dem Bildschirm zur Auswahl eines Servers zeigt das Mozilla VPN jetzt, basierend auf Kriterien wie der Entfernung zum Server-Standort sowie der aktuellen Latenz, einen Indikator für die erwartete Leistung an. Auf dieser Grundlage werden außerdem jetzt fünf Server-Standorte empfohlen.

Mozilla VPN 2.15

Der Bildschirm für die „App-Ausnahmen“ wurde verbessert, um die Auswahl zu erleichtern, welche Apps vom VPN-Schutz ausgeschlossen werden sollen. Außerdem zeigt das Mozilla VPN jetzt eine Woche vor Ablauf des Abonnements einen entsprechenden Hinweis an.

Dazu kommen wie immer diverse Fehlerbehebungen und Verbesserungen unter der Haube.

Tipp: Mozilla VPN aktuell mit 20 Prozent Rabatt

Ein Tipp für alle Interessierten: Mit dem Rabatt-Code VPN20 bekommt man das Mozilla VPN derzeit mit 20 Prozent Rabatt für das erste Jahr.

Der Beitrag Mozilla VPN 2.15 veröffentlicht erschien zuerst auf soeren-hentzschel.at.

Ich setze meine Folien für die Lehre mittels quarto. Als Ausgabeformat nehme ich revealjs. Das heisst, dass eine HTML-Datei erzeugt wird, die ich dann in der Lehre per Browser im Vollbildmodus abspiele.

Jetzt haben sich Studierende mit dem Problem gemeldet, dass ihr Smartphone oder Tablet nicht in der Lage sei, die bereitgestellten HTML-Dateien (also meinen Foliensatz) zu öffnen. Das hat mich kurz verwirrt, denn wenn Smartphones oder Tablets was können sollen, dann doch wohl Webseiten anzuzeigen…

Es stellt sich heraus, dass sie (teilweise) Recht haben.

Android

An meinem Android-Handy verwende ich den Firefox-Browser. Und siehe da, wenn ich auf eine lokale HTML-Datei klicke, dann habe ich nicht die Möglichkeit, die Datei mit Firefox zu öffnen. Die App Firefox wird mir (obwohl sie installiert ist) erst gar nicht als Option unter “öffnen mit” vorgeschlagen. Auch habe ich aus Firefox heraus nicht die Möglichkeit, eine lokale HTML-Datei zu öffnen. Eine Funktion “öffnen” gibt es scheinbar nicht, und wenn ich die Datei über die Firefox-Downloads-Liste anklicke, wird mir (obwohl ich den Klick in Firefox vornehme) abermals im aufpoppenden “öffnen mit”-Dialog Firefox nicht als mögliche App angezeigt.

Um das Problem zu umgehen musste ich den Chrome-Browser installieren. Ist dies geschehen, wird mir beim Klick auf eine heruntergeladene HTML-Datei die App “Chrome” unter der Option “öffnen mit” angezeigt. Wenn ich nun auf “Chrome” klicke, wird die HTML-Datei geöffnet, und meine Folien werden korrekt dargestellt.

iPhone / iPad

Ich selbst habe zwar kein iPad oder iPhone, aber mein Kollege Julian hat herausgefunden, dass es an Applegeräten “umgekehrt” ist. Hier wird der Firefox-Browser benötigt. Mittels Firefox kann man dann auf einen HTML-Link klicken (z.B. einen Link auf meine Folien), und dabei so lange gedrückt halten, bis ein Kontextmenü erscheint. Hier kann man “Datei herunterladen” wählen und die HTML-Datei lokal auf dem Gerät speichern. Über die Firefox-Downloads-Übersicht lassen sich dann auch die Dateien öffnen, und meine Folien werden wieder korrekt dargestellt.

tl;dr;

  • unter Android geht es (anscheinend) nur mittels Chrome-Browser
  • unter iOS geht es (anscheinend) nur mittels Firefox-Browser über die Firefox-Downloads-Liste

Weblinks




12. Juni 2023

Die MZLA Technologies Corporation hat mit Thunderbird 102.12 ein planmäßiges Update für seinen Open Source E-Mail-Client veröffentlicht.

Neuerungen von Thunderbird 102.12

Mit dem Update auf Thunderbird 102.12 hat die MZLA Technologies Corporation ein planmäßiges Update für seinen Open Source E-Mail-Client veröffentlicht. Das Update bringt diverse Fehlerbehebungen und Verbesserungen, welche sich in den Release Notes (engl.) nachlesen lassen. Auch wurden diverse Sicherheitslücken geschlossen.

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Im Herbst-Release wird Ubuntu die Erweiterung Tiling-Assistant standardmässig bereitstellen.

Die Tiling-Fähigkeiten eines GNOME-basierten Desktops beschränken sich darauf, zwei Fenster nebeneinander darzustellen, wenn man diese an den rechten bzw. linken Rand zieht. Mit einem Zug auf den oberen Rand wird ein Fenster maximiert. Zieht man es herunter, kehrt es auf die Normalgrösse zurück. Falls die Anwendungen es unterstützen, ich auch eine synchrone Änderung von zwei Fenstern möglich. Dazu zieht man an der Mittellinie zwischen zwei rechts und links gekachelten Fenster; sie verschieben sich dann gleichzeitig.

Im Herbst wird Ubuntu 23.10 die Erweiterung Tiling Assistant als Standard-Erweiterung in den Release aufnehmen. Diese Extension erweitert die Tiling-Fähigkeiten enorm. Wer es genau wissen möchte, kann das in diesem und diesem Beitrag nachlesen. Zu den Funktionen gehören:

  • Anordnung der Fenster über den Numerischen-Tastenblock
  • Indikation des aktiven Fensters, z. B. durch einen Rahmen
  • Vorschlag, mit welcher Anwendung der "Platz daneben" ausgefüllt werden soll
  • Unterstützung von Kachel-Gruppen
  • Einstellung der Lücken zwischen den gekachelten Fenstern
  • Dynamisches Tiling-Verhalten, bei dem die Kachelung vom aktuellen Zustand der Kacheln abhängt
  • Einstellung der Tastenbindungen

Solche Funktionen sind mit einem Text nur schwer zu beschreiben. Das probiert man am besten selbst aus.

Mir gefällt es, dass Ubuntu im Herbst diese Erweiterung standardmässig installieren wird. Vermutlich hat eine Mehrzahl der GNOME-Desktop Anwender:innen diese Erweiterung schon längst installiert.

Quelle: https://github.com/Leleat/Tiling-Assistant


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11. Juni 2023

Literaturverwaltungsprogramme gibt es viele. Freie BibTex Frontends, Papers, Endnote und viele mehr. In Deutschland ist der Markt allerdings stark zwischen Citavi und Zotero aufgeteilt. Die meisten Nutzer verwenden eines der beiden Programme. In Baden-Württemberg ist nun (nicht ganz freiwillig) eine wegweisende Entscheidung gefallen.

Citavi ist die eierlegende Wollmilchsau und war von Anfang an der Grund, warum ich mich viel mit Wine und virtuellen Maschinen beschäftigt habe. Ohne Citavi konnte und wollte ich nicht. 2021 wurde die Schweizer Entwicklungsfirma hinter Citavi aufgekauft. Literaturverwaltung ist längst nicht mehr die persönliche Angelegenheit des einzelnen Wissenschaftlers, sondern Teil des Forschungszyklus, dessen Werkzeuge Datenhändler, internationale (Bibliotheks-)Dienstleister und Verlage (die Grenzen sind fließend) unter ihre Kontrolle bringen wollen.

Ich bin dann auf Zotero umgestiegen. Das war kein Zuckerschlecken und bis heute muss ich im Literaturverzeichnis Daten bereinigen, weil der Export und Import eben nicht reibungslos funktioniert. Dieser Schritt steht vielen Studierenden und Hochschulangehörigen in Südwestdeutschland bevor.

Citavi verdankt seine Popularität in Deutschland vor allem den Campuslizenzen. Für Hochschulangehörige in Deutschland war die Nutzung fast immer kostenlos, bezahlt haben die Hochschulen oder Bibliotheken. Das war schon lange grenzwertig, da Citavi als Programm nur unter Windows lief und Nutzende von macOS und Linux außen vor blieben. Gerade an deutschen Universitäten ist die Mac-Dichte nicht zu unterschätzen. Citavi hat daher vor einiger Zeit Citavi Web auf den Markt gebracht, das als WebApp läuft und langfristig das native C#-Programm ablösen soll.

Die Vertragsverhandlungen über eine Landeslizenz für Baden-Württemberg für dieses Citavi Web sind krachend gescheitert (eine relativ ehrliche Aussage beim KIM Konstanz). Grund waren wohl die exorbitanten Preisvorstellungen der neuen Firma hinter Citavi. Seit dem 30.4.2023 haben Hochschulangehörige in Baden-Württemberg keinen Zugang mehr zu Citavi Web (es sei denn, sie zahlen selbst).

Die Lizenz für die Desktop-Version läuft noch bis Ende März 2024, die Bibliotheken bereiten sich bereits auf das Ende vor. Einführungskurse für Zotero werden inzwischen von den meisten Einrichtungen angeboten. Einige (leider nicht alle) Bibliotheken haben die Kurse für Citavi aus dem Programm genommen. Neueinsteiger werden so bereits behutsam in eine zukunftssichere Richtung geführt. Die Migrationshilfe für tausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dürfte ein nicht zu unterschätzender Kraftakt werden.

Wenn nun andere Bundesländer dem Beispiel folgen, ist das eine wichtige Stärkung von Open-Source-Software im Wissenschaftskreislauf, und bei Citavi dürften sie bald das Licht ausmachen können. Ohne die Masse der deutschen Hochschulangehörigen wird es nicht mehr viele Nutzerinnen und Nutzer geben.

Der Weg von SUSE ist vorgezeichnet. Er führt zu einem unveränderlichen System. Die Community-Variante Leap kann ohne die SUSE Linux Enterprise-Basis nicht funktionieren. Sie muss mitgehen oder verschwinden. Im Moment sieht es nach letzterem aus.

OpenSUSE Leap kann nicht ohne SUSE Linux Enterprise existieren. Die komplette Basis stammt von dort, denn die Community steuert „nur“ die Desktopumgebungen und Endanwenderprogramme bei. Sie erweitert damit den Kern einer traditionell schmalen Enterprise-Distribution um all jene Komponenten, die Linux-Anwender in der Breite erwarten.

Leap hat traditionell einen Mangel an Entwicklern. Das hat man dem Produkt immer angemerkt. Viel Arbeit – auch im Bereich der Community – kommt von SUSE-Mitarbeitern. Die meisten aktiven Community-Mitglieder arbeiten mit und entwickeln für Tumbleweed. Das ist der Zweig, der ohne eine formale Anbindung an SUSE Linux Enterprise auskommt. Dies steht in einem gewissen Missverhältnis zu den Nutzungszahlen.

Am 2. Mai hat Richard Brown sich auf der Mailingliste erneut an die Community gewandt. Tenor: Wenn niemand bereit ist, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen, wird openSUSE Leap mit dem Ende des klassischen Linux-Enterprise eingestellt. Das bedeutet, dass die für kommendes Jahr angekündigte Version 15.6 nochmal eine Gnadenfrist bedeutet, aber es könnte auch die letzte Version werden.

SUSE ALP Basis wird nicht alles enthalten, was die Community von einer Leap-Version erwartet. Sie wird sich sehr stark auf die Server-Implementierung konzentrieren. Wenn openSUSE Leap 16 ein Erfolg für die Community werden soll, muss insbesondere das Desktop-Ökosystem von der Community beigesteuert werden.

Man kann die Mail von Richard Brown durchaus so lesen, dass SUSE mit ALP auch den SUSE Linux Enterprise Desktop beerdigt, denn sonst würde Leap zumindest GNOME enthalten. Das passt zu der Ankündigung von Red Hat, seine Prioritäten im Desktopsegment zu überdenken. Der Linux-Desktop scheint in schwieriges Fahrwasser zu geraten.

Manche glauben, dass der Rückzug von Corporate Linux ein Segen wäre, weil die Community dann schon alles so regeln würde, wie es für die Anwender gut ist. In solchen Debatten tauchen dann immer wieder die antikapitalistischen Strömungen in der Open-Source-Community auf. Ich halte das für Wunschdenken. Linux wäre nie da, wo es heute ist, ohne die Beteiligung von Unternehmen. Alle Leuchtturmprojekte wurden von Firmen entwickelt oder sind mit massiver Firmenbeteiligung entstanden. Wer Open Source ohne nennenswerte Firmenbeteiligung und mit viel Stabilität sucht, sollte sich vielleicht einfach mal BSD anschauen.

Ein Rückzug der Firmen aus der Desktop-Entwicklung wäre ein Meilenstein und nicht zum Guten. Mal sehen, wohin die Reise geht. Sowohl beim Linux-Desktop als auch bei openSUSE Leap.

Vor wenigen Tagen hat openSUSE die aktuelle Ausgabe 15.5 seiner LTS-Variante Leap veröffentlich. Bei der Gelegenheit gab es auch einige Informationen über die Zukunft. Für den Anwender bedeutet das vor allem Planungssicherheit.

Ich bin inzwischen total auf dem Immutable-Zug. Die nächste spannende SUSE-Veröffentlichung ist für mich ALP. Wer das Konzept testen möchte, sollte sich MicroOS bzw. nun benannt als openSUSE Aeon (GNOME) und openSUSE Kalpa (KDE Plasma) anschauen. OpenSUSE entwickelt das nicht alleine, sondern folgt der Entwicklungsrichtung von der Mutterfirma SUSE Linux.

Die meisten Anwender setzen aber noch auf klassische Systeme und wenn man den openSUSE-eigenen Statistiken trauen darf, dann bedeutet das bei openSUSE tatsächlich auch immer noch eher Leap als Tumbleweed. Ich finde solche Statistiken immer total hilfreich, weil viele in der Linux-Community gerne mit gefühlten Wahrheiten argumentieren, die in einer stark diversifizierten Community vor allem aus engen Blasen stammen.

Leap 15.5 ist – wie erwartet – ein total langweiliges Release. Nachdem mit openSUSE Leap 15.4 noch ein paar Versionsstände angefasst wurden, war aber klar, dass 15.5 wieder ein Wartungsupdate wird. OpenSUSE hatte dazu vor längerer Zeit mal das Tik-tok-Prinzip veröffentlicht. Zusammengefasst: KDE-Benutzer bekommen mit Plasma 5.27 einen aktuelleren Desktop. Das war es dann auch schon.

SUSE bzw. openSUSE hat aber in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass sie an ihre Anwender denkt und lange Übergangsfristen einräumt. So wurde für 2024 die Version 15.6 angekündigt. Damit haben Anwender mit bestehenden Installationen genügend Zeit, sich auf den Umstieg auf (open)SUSE ALP vorzubereiten und SUSE wiederum gewinnt Zeit und muss nicht – wie ursprünglich geplant – im Herbst eine halbwegs stabile Version veröffentlichen. Denn momentan sieht es nicht gut für das Projekt aus.

10. Juni 2023

Zwei Jahre nach dem letzten Release erscheint wieder eine neue Version des Linux-Urgesteins. Die wichtigsten Neuerungen im Überblick

Wochenendartikel gibt es auf GNU/Linux.ch bekanntermaßen selten, doch bei wichtigen Ereignissen machen wir hin und wieder eine Ausnahme. Ein neues Release vom Debian-Projekt zählt auf jeden Fall immer dazu. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf Debian 12 mit dem Codenamen "Bookworm", welches heute frisch das Licht der Welt erblickt hat!

Knapp 22 Monate nach Debian 11 "Bullseye" (wir berichteten) wurde heute das neue Release des Debian-Projekts veröffentlicht. Wie immer ist ein Debian-Release in großem Maße mit einer Aktualisierung der immensen Paketbasis verbunden - so auch dieses Mal. Laut dem offiziellen Changelog wurden 67 % aller Pakete aktualisiert, ganze 11'089 neue Pakete kamen dazu. Trotz Entfernung einer signifikanten Zahl veralteter und nicht mehr unterstützter Programme und Bibliotheken enthält Bookworm über 64'419 Pakete und damit ganze 4'868 mehr als Bullseye.

Ein Überblick über die wichtigsten dieser Updates:

  • LibreOffice 7.4 (stand heute die vorletzte, vom Herausgeber empfohlene Version)
  • GIMP 2.10.34 (neuste Version)
  • Inkscape 1.2.2 (neuste Version)
  • NGINX 1.22 (vorletzte stabile Version)
  • PostgreSQL 15 (neuste Version)
  • MariaDB 10.11 (vorletzte stabile Version)
  • yt-dlp 2023.03 (ersetzt youtube-dl)

Beliebte Programmiersprachen sind in ihrer (meist) aktuellsten Version verfügbar, so z. B. Python 3.11, PHP 8.2, OpenJDK 17, Rust 1.63 und Go 1.19, was sicherlich den ein oder anderen Entwickler erfreuen wird.

Auch die verfügbaren Desktop-Umgebungen wurden aktualisiert. Folgende stehen zur Verfügung:

  • GNOME 43
  • KDE Plasma 5.27
  • LXDE 11
  • LXQt 1.2.0
  • MATE 1.26
  • Xfce 4.18
  • Cinnamon 5.6.8

Von vielen ist damit die aktuellste Version verfügbar - ungewohnt und erfreulich für ein Debian-Release!

Der Linux-Kernel ist wie üblich in seiner aktuellsten LTS-Version 6.1 vertreten.

Eine wichtige Änderung, zu der sich das Debian-Projekt im letzten Jahr entschieden hat, ist die standardmäßige Bereitstellung unfreier Firmware-Blobs in den Installations-Abbildern. Obwohl dieser Schritt in Bezug auf die Philosophie des Debian-Projekts als ein Schritt weg von der Software-Freiheit oft kritisch gesehen wird, senkt er die Einstiegshürde für unerfahrene Endanwender.

Um dies umzusetzen, wurde ein neuer Bereich non-free-firmware in den Paketquellen eingerichtet, welcher nun die nicht-freie Firmware enthält. Andere nicht-freie Pakete verbleiben im Bereich non-free.

Das Artwork für Debian 12 nennt sich "Emerald" und stammt, wie schon bei der letzten Version, von der französischen Designerin Juliette Taka, welche nach 8 "Jessie", 9 "Stretch" und 11 "Bullseye" inzwischen schon ihr viertes Debian-Release mit ihrer Kunst ansprechend macht.

Insgesamt lässt die neue Veröffentlichung aus dem Hause Debian Raum sowohl für Jubel als auch für Kritik.

Während die aktualisierte Software in Verbindung mit Debians üblicher Stabilität und Verlässlichkeit den Debian-Fanboy in mir mal wieder zum Vorschein bringt, sehe ich den Umgang mit unfreier Firmware auch nicht unkritisch.

Dennoch bleibt die Distribution auch in dieser neuen Ausführung für mich ein Muss, überall dort, wo ein reibungsloser Betrieb sichergestellt werden muss.

Das neue Debian 12 steht auf der Homepage des Projekts demnächst wie üblich als Live-Image, DVD und Netinstall-CD zur Verfügung. Des Weiteren sind Abbilder für den Betrieb in der Cloud sowie als Docker-Image zur Verfügung.

Allen aktuellen Debian-Nutzern, Begeisterten und Unentschlossenen empfehle ich sich das deutschsprachige Changelog durchzulesen. Die ersten Erfahrungen mit dem neuen Release könnt ihr in unserem Installationsbericht zur ersten RC-Version nachlesen.

Was sind eure Gedanken zu dieser Veröffentlichung? Wie beurteilt ihr die Richtung, in die sich das Projekt bewegt? Nutzt ihr Debian, oder werdet ihr der Distribution nach diesem Release noch eine Chance geben? Diskutiert mit uns!

Das GNU/Linux.ch Team wünscht allen Leserinnen und Lesern noch ein schönes Wochenende, und viel Spaß mit dem neuen Debian!

Quellen:

P. S: Das nächste Release wird "Trixie" heißen :)


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Wie einige meiner Leser schon wissen, produziere ich einen Podcast und berichte, wenn es thematisch passt, von einigen Episoden auf diesem Blog. In dieser Woche erschien Episode 23, in der es um Open-Source-Software und Open-Source-KI ging.

Auslöser war die Diskussion rund um die Ankündigung von Red Hat, zukünftig nicht mehr LibreOffice direkt zu paketieren. Diesbezüglich empfehlenswert ist der teils kontroverse Kommentar von Gerrit in seinem Blog.

Kontrovers bleibt das Thema Open Source auch weiterhin. Sollte man Open Source allen proprietären Produkten vorziehen, auch wenn die Software schlechter ist? Wie sehr hat man überhaupt noch die Kontrolle über sein eigenes System?

Auf der anderen Seite entwickelt sich Open-Source-KI deutlich positiver und es stehen immer mehr freie Modelle zur Verfügung, die es mit den Platzhirschen aufnehmen können. Insbesondere für die Wissenschaft bietet das eine wichtige Grundlage, weil offene Daten mehr Innovation ermöglichen, wenn Wissenschaftler Freiheiten haben, Dinge auszuprobieren.

All diese Themen und Fragen diskutieren wir in der knapp 90-minütigen Episode. Viel Spaß beim Hören!

Bei Linux war bisher alles eins. Vom Kernel über die Firmware bis zum Tetrisspiel wurde alles über die Paketverwaltung installiert, aktualisiert und bei Bedarf wieder entfernt. Deshalb sprach man auch nicht gerne vom Betriebssystem Linux, sondern von der Distribution. Mit den neuen unveränderlichen Systemen stehen nun spannende Diskussionen an.

Natürlich hat es schon früher Versuche gegeben, zu definieren, was zur Grundausstattung gehört. Die verschiedenen Distributionen haben hier unterschiedliche Entscheidungen getroffen. Manche haben sich eher schlank präsentiert, andere haben nach einer Standardinstallation die eierlegende Wollmilchsau ausgeliefert.

Für die Anwender war das im Zweifelsfall nicht so wichtig. Sie konnten alles nach Belieben nachinstallieren oder entfernen (und im Zweifelsfall sogar ihr System demolieren). Linux war und ist eben im Zweifelsfall mehr ein Baukasten als ein konsistentes Betriebssystem, vergleichbar mit Windows oder macOS.

Dies ändert sich nun mit den neuen unveränderbaren Distributionen. Hier definiert der Distributor ein unveränderbares Basissystem, das der Anwender genau so verwenden muss, wie es ausgeliefert wird. Die Wahlfreiheit des Anwenders beschränkt sich auf Flatpaks und andere Container (und natürlich bleibt immer die Option, die Distribution zu wechseln).

Aufgabe des Distributors ist es nun, eine konsistente Zusammenstellung zu liefern. Derzeit gibt es dies nur für Desktop und IoT, in Zukunft wäre dies auch für Smartphones denkbar.

Insbesondere für den Desktop ist dies ein spannendes Thema. Die Frage, welche Programme zur Basis gehören und welche in die weite Welt der Flatpacks entlassen werden können, ist keineswegs trivial zu beantworten. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sich die Projekte GNOME und KDE in erster Linie als Entwicklergemeinschaften verstehen, die ganz unterschiedliche Projekte unter ihrem Dach vereinen.

Muss ein Basis-Image einen Mailclient oder einen PDF-Reader enthalten? Braucht es 2023 noch die standardmäßige Unterstützung von Audio-CDs oder gar Disketten? Diese Frage kann nicht mehr an den Endanwender delegiert werden, sondern die Distributoren müssen entscheiden und in letzter Konsequenz sogar bestimmte Nutzergruppen vor die Tür setzen.

Wie fluide diese Entwicklung ist, lässt sich beim Vorreiter Fedora beobachten. Aktuell werden z.B. bei Fedora Kinoite noch häufig Pakete hinzugefügt und entfernt. Die Hintergründe lassen sich meistens in der Diskussion auf Pagure finden.

Die Diskussion ist für die Linux-Gemeinde ungewohnt. Ich finde sie aber sehr spannend, weil zum ersten Mal definiert werden muss, was wirklich das Basis-Betriebssystem ist, was zum Desktop gehört und was außerhalb der Distribution, z.B. bei Flathub, angesiedelt ist.

Perspektivisch könnte dies auch eine Chance für die Distributionen bedeuten. In den letzten Jahren gab es bei den Distributionen eine starke Tendenz zur allgemeinen Nivellierung. Marke, Internetauftritt und Community waren oft die wichtigsten Unterscheidungskriterien; Standardinstallation und Softwarepool unterschieden sich hingegen kaum. Die aktuelle Entwicklung könnte dem Konzept der Distribution wieder eine neue Daseinsberechtigung geben.

8. Juni 2023

openSUSE Leap 15.5 ist ein weiteres Minor-Release, das auf SUSE Linux Enterprise Server 15 (SLES 15) basiert. Nach längerer Pause (zuletzt habe ich mir in diesem Blog openSUSE 15.1 angesehen) ist es wieder einmal Zeit, einen Blick in die openSUSE-Welt zu werfen.

openSUSE 15.5 mit KDE/Plasma-Desktop

Aktualisiert am 3.8.2023: NVIDIA-Treiberinstallation

Versionsnummern

openSUSE zeichnet sich durch einen seltsamen Mix aus alter und aktueller Software aus. Vollkommen unbegreiflich ist die uralte Python-Version (aktuell wäre 3.11).

Basis             Desktop             Programmierung   Server
---------------   ------------------  --------------   --------------
Kernel     5.14   KDE Plasma    5.27  bash       4.4   Apache     2.4
glibc      2.31   Gimp          2.10  docker   20.10   CUPS       2.2
X-Server   1.20   LibreOffice    7.4  gcc       12.2   MariaDB   10.6
Wayland    1.21                       git       2.35   OpenSSH    8.4
Mesa       20.2                       Java     11/17   qemu/KVM   7.1
Systemd     249                       PHP    7.4/8.0   Postfix    3.7
NetworkMan 1.38                       podman     4.4   Samba     4.17
GRUB       2.06                       Python     3.6

Sie können bei der Installation zwischen mehreren Desktop-Systemen wählen. Viele openSUSE-Anwender entscheiden sich für KDE. Gnome steht nur in der ziemlich alten Version 41 zur Verfügung.

Wenn Sie openSUSE in Kombination mit aktueller Software einsetzen möchten, sollten Sie sich die Rolling-Release-Variante Tumbleweed ansehen. Persönlich bin ich der Meinung, dass Tumbleweed das »bessere« openSUSE ist.

Installation und Administration

Die Installation von openSUSE funktioniert gut wie eh‘ und je. Das Installationsprogramm brilliert vor allem bei komplizierten Setups mit RAID und LVM. Standardmäßig kommt das Dateisystem btrfs zum Einsatz, wobei diverse Subvolumes für /var, /tmp usw. eingerichtet werden. Außerdem werden bei jeder Paket-Installation und bei jedem Update Snapshots erstellt. Diese Snapshots ermöglichen es, eine fehlgeschlagene Paketoperation rückgängig zu machen. (Allzu oft tritt dieser Fall in der Praxis nicht auf. Ich hatte dazu in den letzten Jahren nie die Notwendigkeit, egal, unter welcher Distribution ich gerade gearbeitet habe.)

Das Systemadministrations-Tool YaST war über lange Zeit das Unterscheidungsmerkmal zwischen SUSE und anderen Distributionen. Mittlerweile wirkt YaST aber definitiv angestaubt. Beispielsweise sind die Module zur Software-Verwaltung aus heutiger Sicht unübersichtlich und verwirrend organisiert. Das Firewall-Modul findet außer ‚docker‘ keine Netzwerkschnittstellen. Das AppArmor-Modul eignet sich gerade noch dazu, AppArmor zu deaktivieren bzw. wieder zu aktivieren.

Probleme bei der NVIDIA-Treiberinstallation

Bei vergangenen openSUSE-Versionen gestaltete sich die Installation des proprietären NVIDIA-Treibers sehr einfach: NVIDIA-Paketquelle aktivieren, dann im YaST-Modul Online-Aktualisierung das Menükommando Extras/Alle
passenden empfohlenen Pakete installieren
ausführen.

Aktuell scheitert allerdings die Aktivierung der NVIDIA-Paketquelle. Abhilfe: Richten Sie die Paketquelle
manuell mit Hinzufügen/URL angeben ein und verwenden Sie dabei die Adresse `http://download.nvidia.com/opensuse/leap/15.5` (mit HTTP, nicht HTTPS!). Siehe auch diesen Beitrag im NVIDIA-Forum.

Warum openSUSE?

Ich habe mich in den letzten Jahren immer wieder gefragt: Was macht die Attraktivität von openSUSE aus? Laut metrics.opensuse.org sind die Nutzerzahlen in den letzten zwei Jahren stark gestiegen. Auch auf distrowatch.com hält sich openSUSE in den Top-10. (Ich war vor 20 Jahren selbst großer SUSE-Fan, aber das hat sich gelegt.)

  • openSUSE ist großartig, wenn Sie beruflich oder für den Unterricht eine kostenlose Trainingsumgebung für SLES brauchen.
  • openSUSE konzentriert sich für die Desktop-Anwendung auf KDE. Wer KDE bevorzugt, hat im Linux-Mainstream wenig Auswahl. openSUSE ist dann durchaus eine sinnvolle Option.

  • openSUSE verzichtet in der Grundausstattung auf Snap- oder Flatpak-Pakete. Gerade im Vergleich zu Ubuntu kann man das als Pluspunkt sehen.

Ausblick

Für seine Enterprise-Version arbeitet SUSE momentan an einem Komplettumbau. SLES 15 soll durch die Adaptable Linux Platform (ALP) abgelöst werden. ALP basiert auf Micro OS, einer neuartigen immutable Distribution, bei der Updates in Form von atomaren Transaktionen (und nicht durch die Aktualisierung von Paketen) erfolgen. SUSE ALP ist allerdings nur das Kern-Betriebssystem. Die darin installierten Anwendungen sollen ähnlich wie Container (denken Sie an Docker oder Podman) laufen. Red Hat und Canonical experimentieren mit Silverblue bzw. mit Ubuntu Core und Snaps und in eine ähnliche Richtung.

openSUSE ALP soll diesen Paradigmen-Wechsel nachvollziehen. Bis es soweit ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen — denn vorher soll es mit openSUSE 15.6 noch ein Minor Release geben (siehe news.opensuse.org).

Update 13.6.2023: Das in SUSE-Frage stets gut informierte Blog MerCurius weist darauf hin, dass ALP vermutlich eine reine Server-Plattform sein wird und keine Desktop-Pakete enthält. Damit openSUSE ALP als Desktop-System funktionieren kann, sucht openSUSE nach Unterstützung durch die Community.

Quellen/Links

Download, Release Informationen und sonstige Dokumentation

ALP/MicroOS/Silverblue/Ubuntu Core

NVIDIA-Paketquelle

6. Juni 2023

Mozilla hat Firefox 114 für Windows, Apple macOS und Linux veröffentlicht. Dieser Artikel fasst die wichtigsten Neuerungen zusammen – wie immer auf diesem Blog weit ausführlicher als auf anderen Websites.

Download Mozilla Firefox für Microsoft Windows, Apple macOS und Linux

Neue Einstellungsoberfläche für DNS over HTTPS (DoH)

DNS over HTTPS, kurz: DoH, soll die Sicherheit und Privatsphäre der Nutzer verbessern. Standardmäßig aktiviert ist dieses Feature derzeit nur für Nutzer in den USA. Über die Einstellungen kann allerdings jeder DoH aktivieren.

Die Einstellungen für DoH sind nicht länger hinter einer Schaltfläche in den Verbindungs-Einstellungen versteckt. Stattdessen gibt es dafür jetzt einen großen Abschnitt im Reiter „Datenschutz & Sicherheit“ in den Firefox-Einstellungen. Die neuen Einstellungen bieten verschiedene Optionen mit ausführliche Erklärungen. Außerdem lassen sich darüber jetzt auch Ausnahmen verwalten.

DNS over HTTPS Einstellungen in Firefox 114

Erweiterungen im Erweiterungs-Menü sortieren

Mit Firefox 109 wurde ein neues Erweiterungs-Menü links vom Hauptmenü eingeführt. Seit Firefox 113 lässt sich die Schaltfläche an eine beliebige Stelle innerhalb der Navigations-Symbolleiste verschieben. Und ab Firefox 114 ist es möglich, die Reihenfolge der Erweiterungen innerhalb des Erweiterungs-Menüs beliebig anzupassen. Dafür gibt es entsprechende Einträge beim jeweiligen Zahnrad-Menü.

Sonstige Endnutzer-Neuerungen von Firefox 114

Im Lesezeichen-Menü, welches optional zur Symbolleiste hinzugefügt werden kann, wurde ein Eintrag ergänzt, um die Lesezeichen zu durchsuchen. Ebenso wurde ein Eintrag zum Suchen im Chronik-Bereich des Hauptmenüs ergänzt.

Das Hilfe-Menü beinhaltet einen neuen Eintrag „Zu einem neuen Gerät wechseln“, welches auf ein Support-Dokument weiterleitet, in welchem erklärt wird, wie man seine Firefox-Daten sichert und auf ein anderes Gerät überträgt.

Der Import aus anderen Browsern unterstützt nun auch gespeicherte Formulardaten aus auf Chromium basierenden Browsern.

Die CPU-Auslastung von Antivirus-Software unter Windows, während Firefox ausgeführt wird, wurde reduziert.

Im Bild-im-Bild-Modus für Videos werden jetzt auch Untertitel für Videos von ted.com unterstützt. Außerdem kann im Bild-im-Bild-Modus ab sofort die Taste „f“ verwendet werden, um in den Vollbildmodus und wieder zurück zu wechseln.

Die Theme-Unterstützung der „Seite durchsuchen“-Leiste wurde verbessert.

Empfehlungen auf der Firefox-Startseite von Mozillas Pocket-Dienst gibt es ab sofort auch in den Ländern Frankreich, Italien sowie Spanien.

Der Barrierefreiheits-Inspektor der Entwicklerwerkzeuge wurde dahingehend verbessert, dass dieser nun alle ARIA-Rollen besser erkennt.

Wird über about:config der Schalter network.http.http2.send-buffer-size auf 0 gesetzt, verbessert dies die Upload-Geschwindigkeit von Firefox signfikant. Ab Firefox 115 wird dies standardmäßig der Fall sein.

Mehr Sicherheit für Firefox-Nutzer

Auch in Firefox 114 wurden wieder mehrere Sicherheitslücken geschlossen. Alleine aus Gründen der Sicherheit ist ein Update auf Firefox 114 daher für alle Nutzer dringend empfohlen.

Verbesserungen der Webplattform

Mac-Benutzer können jetzt Videos von ihren Kameras in allen unterstützten nativen Auflösungen aufnehmen und sind nicht mehr auf eine maximale Auflösung von 1280 × 720 px beschränkt.

Benutzer von macOS, Linux und Windows 7 können jetzt FIDO2 / WebAuthn Authentifikatoren über USB verwenden.

Firefox 114 bringt Unterstützung für die WebTransport-API, von welcher insbesondere Live-Streaming und Spiele profitieren können.

DedicatedWorkers sowie SharedWorkers unterstützen jetzt das Laden von ECMAScript-Modulen.

Firefox unterstützt nun die CSS Level 4 supports()-Syntax für @import-Regeln. Die CSS calc()-Funktion unterstützt jetzt außerdem die infinity- sowie NaN-Konstanten. Verbesserungen gab es auch für die :lang()-Pseudoklasse. Außerdem wird die nicht die standardisierte Eigenschaft -webkit-text-security aus Kompatibilitätsgründen nun unterstützt.

Weitere Neuerungen für Entwickler von Websites und Browser-Erweiterungen lassen sich in den MDN Web Docs nachlesen.

Der Beitrag Mozilla veröffentlicht Firefox 114 erschien zuerst auf soeren-hentzschel.at.

Mit diesem Linux-Container kann man eine Vielzahl von Anwendungen starten.

Na ja, "Distro" ist etwas übertrieben. Conty ist ein einfach zu verwendender, komprimierter, unprivilegierter Linux-Container, der aus einer einzigen ausführbaren Datei besteht. Er ist so einfach und benutzerfreundlich wie möglich gestaltet und läuft in fast allen GNU/Linux-Distributionen. Man kann ihn verwenden, um beliebige Anwendungen, einschliesslich Spiele (Vulkan und OpenGL), auszuführen.

Im Screenshot seht ihr das Terminal einer normalen Linux-Installation in einer virtuellen Maschine. Darin habe ich mit dem Befehl conty.sh steam die Anwendung Steam gestartet. In der Linux-Installation ist kein Steam vorhanden. Conty enthält gut 900 Pakete, darunter Wine, Steam, Lutrix, PlayOnLinux, Bottles, OBS Studio und Firefox.

Conty besteht aus einer einzigen ausführbaren Datei, die man überallhin mitnehmen kann und basiert auf Arch-Linux. Durch die Vielzahl an enthaltenen Paketen kann man fast alles ausführen. Alle Anwendungen, die man mit Conty startet, lesen und speichern ihre Konfigurationen im HOME-Verzeichnis. Da es sich nur um einen Container handelt, gibt es praktisch keinen Performance-Overhead, sodass alle Anwendungen mit voller Geschwindigkeit laufen. Conty unterstützt Xorg, Wayland und XWayland.

Um den Linux-Container zu verwenden, lädt man diese Datei herunter, macht sie ausführbar und startet sie in einem Terminal mit der Anwendung als Parameter, die man laufen lassen möchte (siehe Titelbild). Viele weitere Informationen und Anwendungsbeispiele zu Conty findet ihr auf der Projektseite:

Quelle: https://github.com/Kron4ek/Conty


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5. Juni 2023

Um die Zukunft des Minix Betriebssystems ist es nicht gut bestellt.



Die Entwicklung von MINIX 3 scheint bereits seit einiger Zeit nicht mehr voranzuschreiten. Die letzte Änderung im MINIX 3 Git-Repository ist auf den 14. November 2018 datiert.

Eine mögliche Erklärung ist, dass Andrew S. Tanenbaum 2014 seinen wohlverdienten Ruhestand angetreten hat und seine Tätigkeit an der VU Universität damit endete. Dort hat er lange Zeit zusammen mit einem Team von Doktoranden an MINIX 3 gearbeitet.

Es wurden bereits einige konstruktive Vorschläge angebracht, um die Situation zu verbessern, bisher konnte jedoch noch keine nachhaltige Lösung gefunden werden.

Im Gegensatz zu Linux handelt es sich bei Minix um ein Betriebssystem mit Mikrokernel-Architektur. Dabei übernimmt der Betriebssystemkern nur essenzielle Aufgaben wie die Speicher- und Prozessverwaltung sowie Grundfunktionen zur Synchronisation und Kommunikation. Weitere Prozesse und Gerätetreiber laufen als separate user-mode Prozesse.

Auf einem monolithischen System kann ein Fehler in einem Treiber leicht zum Absturz des gesamten Kernels führen. Dies ist bei Minix 3 weit weniger wahrscheinlich.

Möglicherweise hat diese Architektur auch Intel motiviert, Teile des Minix 3 Codes als Basis für die hauseigene Implementierung der Intel Management Engine zu nutzen.

Leider wurden die Änderungen und Weiterentwicklungen am Quellcode seitens Intel bis anhin nicht veröffentlicht, was anhand der BSD-Lizenz grundsätzlich möglich ist.

Der Entwickler und Blogger Thom Holwerda fordert nun, dass der Hardwarehersteller einen Beitrag zur Weiterführung des Betriebssystems leistet, um den Fortbestand des Betriebssystems zu sichern.

Falls er damit Erfolg hat, könnte dies neuen Schwung in die Entwicklung des Freien Betriebssystems bringen.

Quelle: https://www.osnews.com/story/136174/minix-is-dead/

Screenshot: https://blog.minix3.org/2007/01/10/equinox-desktop-available/ mit Equinox-Desktop-Environment


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4. Juni 2023

Mit dieser Woche geht auch der Monat Mai zu Ende. Wirft man einen Blick in die LLM-Timeline, so fällt auf, dass der Monat im Wesentlichen durch die Open-Source-Modelle dominiert wurde. Die Highlights sind hier StarCoder als Code-LLM, RedPajama-INCITE für normale Gespräche und Falcon, ein LLM, das LLaMA den Rang abgelaufen hat.

Falcon ab sofort unter der unmodifizierten Apache 2.0

Falcon von der TII hat in dieser Woche auch wieder Schlagzeilen gemacht. Es dominiert nicht nur weiterhin das Open LLM Leaderboard, sondern steht nun unter der unmodifizierten Apache-2.0-Lizenz, wie bereits Thomas Wolf auch berichtete.

Interessant ist diese Nachricht, weil damit erstmals ein sehr leistungsfähiges LLM unter einer Lizenz steht, die weitestgehend auch kommerziellen Betrieb zulässt. Die Apache-2.0-Lizenz ist ein wichtiger Grundbaustein der Open-Source-Software-Community und ist in vielen Projekten verbreitet, z. B. natürlich den Apache-Projekten, aber auch Kubernetes oder Swift.

In meinen Augen ist es ungewohnt, eine Lizenz für Source Code für ein Modell zu nutzen. Das ist so ein wenig wie Source Code unter eine Creative-Commons-Lizenz zu stellen: es geht, aber war vielleicht nicht die Intention der Initiatoren. Ob speziell angepasste Lizenzen sinnvoller für die Belange von KI-Modellen sind, wird sich über die Zeit zeigen. Die Lizenzierung unter der Apache-2.0-Lizenz bringt allerdings eine gewisse Sicherheit mit sich, da diese Lizenz und ihre Verwendungsweise schon lange erprobt sind.

Der Schachzug der Autoren ist clever: da dieses leistungsstarke Modell nun unter einer offenen Lizenz steht, ist anzunehmen, dass viele Forscher dieses als Grundlage nehmen. Somit macht sich im besten Fall das TII einen Namen in der LLM-Community, ähnlich, wie es Meta in der ersten Jahreshälfte vorgeführt hat.

Direct Preference Optimization: Konkurrenz für RLHF?

Die Entwicklung der LLMs geht ungebremst weiter. Und so gibt es nicht nur neue Modelle, sondern auch neue Methodiken, um bessere Modelle zu erreichen. Ein wesentlicher Baustein, der ChatGPT ermöglicht hat, war InstructGPT mit Reinforcement Learning from Human Feedback, kurz RLHF. Hier bewertet ein Mensch die Ausgaben eines Modells und erstellt ein Ranking. Dieses Ranking kann zum weiteren Training herangezogen werden. Das resultierende Modell wird dadurch präsizer und bei den Antworten besser an den menschlichen Bedürfnissen ausgerichtet.

Rafailov, Sharma, Mitchell et al., allesamt Forscher der Stanford University, haben sich nun damit beschäftigt, ob man einen Zwischenschritt in dem Verfahren entfernen kann. Sie berichten nun, dass dies mit Erfolg möglich ist. Das dafür verwendete Verfahren nennen sie Direct Preference Optimization und beschreiben es in ihrem Preprint.

NVIDIA weitet Marktkapitalisierung auf über 1 Billion USD aus

Zum Abschluss des Wochenrückblicks möchten wir auch einmal kurz auf wirtschaftliche Themen schauen. Der GPU-Hersteller NVIDIA hat in dieser Woche eine Marktkapitalisierung von über 1 Billion USD (engl. 1 trillion USD) erreicht. Auch wenn man sich in Anbetracht von Inflation über diese scheinbar willkürliche Zielmarke streiten kann, zeigt es doch, dass NVIDIA als Unternehmen ähnlich hoch bewertet wird wie Apple (einer der bedeutendsten Hersteller mobiler Konsumentengeräte), Microsoft (Hersteller und Betreiber eines der größten Software-Ökosysteme der Welt) oder Alphabet (Betreiber einer Vielzahl bedeutender Internetdienste).

An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Somit kann beziffert werden, welchen Wert (institutionelle) Anleger einem GPU-Hersteller beimessen. Der Erfolg von NVIDIA im AI-Geschäft geht in meinen Augen auf die CUDA-Schnittstelle und die immer leistungsfähigeren Systeme zurück. Einen generischen Zugriff auf die Grafikeinheiten zu geben, aus dem KI-Forscher die Eignung für das Training neuronaler Netze erkennen konnten. Das könnte einer der cleversten Schachzüge des Chipherstellers NVIDIA gewesen sein. Und solange Alternativen, ggfs. mit RISC-V auch aus dem Open-Source-Bereich, nicht mithalten können, wird NVIDIA auch in meinen Augen eine wichtige Rolle behalten.

Aus dem heutigen Wochenrückblick lässt sich eines erkennen: wenn man offen der Community Werkzeuge an die Hand gibt, wird sich irgendwer auf der Welt finden, der überrascht ist, für was sich dieses Werkzeug einsetzen lässt. Seine Ergebnisse werden dann vielleicht die ganze Welt überraschen. Genauso wie das AlexNet GPUs in der KI populär gemacht hat, werden auch LLaMA und Falcon neue interessante Innovationen hervorbringen. Seien wir gespannt, was auch die nächste Woche wieder bringt!

Mit Volnoti lassen sich Desktop-Benachrichtigungen beim Wechsel der Lautstärke anzeigen lassen.

Desktopumgebungen wie LXDE oder i3 bieten keine on-screen Benachrichtigungen bei einer Änderung der Lautstärke über die Funktionstasten, welche heute auf fast allen Tastaturen vorhanden sind.

Abhilfe schafft ein kleines Programm namens Volnoti.



Zur Installation aus dem Quelltext müssen zunächst einige Abhängigkeiten installiert werden. Auf einem Debian-basierten System erfolgt dies mit folgendem Befehl:

sudo apt install libgtk2.0-dev libdbus-glib-1-dev

Daraufhin kann das Repository gecloned werden:

git clone https://github.com/davidbrazdil/volnoti.git

Der letzte funktionierende Commit liegt schon eine Weile zurück und kann wie folgt ausgecheckt werden:

cd volnoti
git checkout 958415b

Das Übersetzen des Quelltextes und die Installation erfolgt mit folgenden Befehlen:

autoreconf --force --install
autoupdate --force

./configure --prefix=/usr
make
sudo make install

Die Anwendung besteht aus zwei Komponenten: Einem Daemon namens volnoti welcher im Hintergrund auf Signale lauscht und der Anwendung volnoti-show zum Anzeigen der Desktopbenachrichtigungen.

Zum automatischen Start des Deamons unter LXDE kann folgende Zeile zur Datei ~/.config/lxsession/LXDE/autostart hinzugefügt werden:

@volnoti

Zum Aufruf von volnoti-show beim Drücken der Lautstärketasten kann xbindkeys verwendet werden, welches sich wie folgt installieren lässt:

sudo apt install xbindkeys

Die Konfiguration erfolgt in der Datei ~/.xbindkeysrc

# Increase volume
"amixer set Master 5%+ && volnoti-show $(amixer get Master | grep -Po "[0-9]+(?=%)" | tail -1)"
   XF86AudioRaiseVolume

# Decrease volume
"amixer set Master 5%- && volnoti-show $(amixer get Master | grep -Po "[0-9]+(?=%)" | tail -1)"
   XF86AudioLowerVolume

# Toggle volume
"amixer set Master toggle; if amixer get Master | grep -Fq "[off]"; then volnoti-show -m; else volnoti-show $(amixer get Master | grep -Po "[0-9]+(?=%)" | tail -1); fi"
   XF86AudioMute

Nach einer erneuten Anmeldung an der Desktopoberfläche sollten nun Benachrichtigungen bei einer Änderung der Lautstärke angezeigt werden.


GNU/Linux.ch ist ein Community-Projekt. Bei uns kannst du nicht nur mitlesen, sondern auch selbst aktiv werden. Wir freuen uns, wenn du mit uns über die Artikel in unseren Chat-Gruppen oder im Fediverse diskutierst. Auch du selbst kannst Autor werden. Reiche uns deinen Artikelvorschlag über das Formular auf unserer Webseite ein.

3. Juni 2023

Das Red Hat Display Systems Team – also das Team, das sich um den Desktop kümmert – hat angekündigt, die Paketierung von LibreOffice für zukünftige RHEL-Versionen und für Fedora einzustellen. Das ist in mehrfacher Hinsicht spannend.

Die Versionen RHEL 7, 8 und 9 werden selbstverständlich weiterhin unterstützt. Zukünftige Versionen werden jedoch kein LibreOffice mehr enthalten. Das Team hatte LibreOffice auch für Fedora paketiert und stellt dies ebenfalls ein. Hier sind die Releasezyklen kürzer und die Maßnahme greift daher schneller. Die Community könnte allerdings noch bei Fedora einspringen.

Der Grund ist einfach. Den kompletten Softwarestack von LibreOffice zu paketieren ist eine Menge Arbeit. Gleichzeitig gibt es ein offizielles Flatpak von LibreOffice auf Flathub. Die Entwickler wollen ihre Kapazitäten in Zukunft lieber in andere wichtige Projekte stecken (Wayland, HDR, etc.), anstatt Arbeitszeit in redundante Aktivitäten zu investieren.

Lektionen aus der Red Hat Entscheidung

Die Nachricht enthält mindestens drei spannende Lektionen.

1. Der Umbruch ist jetzt

Flatpak gibt es seit Jahren, unveränderliche Systeme schon länger (jetzt kommt auch Canonical). Beides hat nicht unbedingt etwas miteinander zu tun, aber beide Entwicklungen befruchten sich gegenseitig. Wer hier nicht aufspringt, könnte bald abgehängt werden. Das ist vergleichbar mit dem Trend zu Wayland, der einen Kahlschlag unter den Windowsmanagern und kleineren Desktopumgebungen auslösen könnte.

Nun schwenkt mit Red Hat ein ganz wichtiger Player um und stellt den Support für das Legacy-Paketmanagement im Bereich wartungsintensiver Endbenutzersoftware ein.

Das System, mit dem Software unter Linux verteilt wird, ist seit langem durch eine kolossale Ressourcenverschwendung gekennzeichnet. Dieselbe Software hunderte Male für verschiedene Distributionen und deren Versionen zu paketieren ist unglaublich ineffizient. So etwas kann nur in einem ehrenamtlichen Umfeld entstehen, in dem Arbeit keinen bezifferbaren Wert hat.

Die Befürworter der alten Technologie argumentieren dagegen immer, dass die Freiwilligen, die das eine tun, nicht unbedingt das andere tun würden. Das Beispiel des Red Hat Teams beweist das Gegenteil.

Alles andere, was an Gründen kursiert, ist vor allem FUD. Doppelte Bibliotheken mit Sicherheitslücken (Automatisierung, was ist das?), Speicherplatz (klar, eine 64 GB HDD mit ext2 Dateisystem stößt ohne Deduplizierung an ihre Grenzen), UNIX-Prinzipien (in alle Ewigkeit, Amen!), das Loblied auf die Alternativen, die ja angeblich nichts kosten und vermeintlich Open Source ausmachen, aber in Wahrheit nur der Entwicklung im Weg stehen.

Die Ängstlichen werden sich nun um Debian und Konsorten scharen. Zitternd, weil die Wahrheiten, die sie vor 20 Jahren verinnerlicht haben, zu erodieren beginnen. Der Linux-Desktop spaltet sich in zwei große Bereiche. Progressive Distributionen (mit Fokus auf das Enterprise-Umfeld), die sich weiterentwickeln (aktueller Stand RHEL/Fedora, SUSE, Ubuntu) und Legacy-Distributionen. Mal sehen, wie lange hier die Kompatibilität aufrechterhalten werden kann und wer die Nase vorn hat. Das wird spannend!

2. LibreOffice ist überflüssig

LibreOffice scheint nicht wichtig zu sein. Zumindest aus der Sicht eines Enterprise-Distributors wie Red Hat. Jedenfalls nicht wichtig genug, um noch Arbeit in die Paketierung zu stecken. Oder wenigstens unwichtig genug, um genau an LibreOffice dieses überfällige Exempel zu statuieren.

LibreOffice ist schon länger in der Krise. Die Community weigert sich, das zu diskutieren, jede Debatte wird sofort erstickt, weil man ja unbedingt die Fahne gegenüber Microsoft Office hochhalten möchte. LibreOffice ist ein typisches Beispiel für die Folgen einer Monopolstellung, die es im Open-Source-Bereich innehatte. Mangels Konkurrenz scheute man schwierige Schritte. Die Software ist uralt, voller Fehler, wenig performant, gemessen an den vorhandenen Entwicklerkapazitäten kommt man außerdem kaum voran und die Kompatibilität zum Marktführer Microsoft Office ist bei nahezu allen Konkurrenten besser. Gleichzeitig lässt die Community der TDF als Hauptentwickler kaum Luft zum Atmen.

Den Sprung auf mobile Plattformen hat LibreOffice nie geschafft und mit dem Aufkommen freier Alternativen wie OnlyOffice gibt es nun auch bedrohliche Konkurrenz im Open-Source-Bereich. Bei LibreOffice hat man sich stattdessen lieber weiter an OpenOffice abgearbeitet. Verletzungen der Vergangenheit statt Zukunft waren hier die Devise. Das kommt leider viel zu oft in der Open-Source-Community vor. Alleine wie viele bei SUSE an den Microsoft-Novell-Deal denken. Egal, andere Geschichte. Dokumente werden zunehmend in der Cloud bearbeitet und die freie Standardlösung ist hier Nextcloud + OnlyOffice und nicht LibreOffice. Am klassischen Office-Desktop dominiert sowieso noch Microsoft. Der Zug ist abgefahren.

Die Kunden von Red Hat scheinen keinen Premium-Support für LibreOffice zu wünschen. Wer die Software noch benötigt, nutzt das Flatpak. Alle anderen arbeiten sowieso mit Webapps. Im besten Fall OnlyOffice, im schlechtesten Google Docs.

3. Red Hat zieht sich zurück

Nach der Übernahme von Red Hat durch IBM im Jahr 2018 hatte ich bereits geschrieben, dass dies für den Linux-Desktop gefährlich werden könnte, da Red Hat einer der wenigen Treiber der Linux-Entwicklung ist. Es gibt zwar immer ein großes Brimborium um die Community und die Freiwilligen, aber die Kernprojekte – Kernel, zentrale Infrastruktur, Desktop, zentrale Softwarekomponenten wie Office oder Browser – werden von einigen wenigen Firmen bzw. von diesen bezahlten Entwicklern vorangetrieben.

IBM spart, bei Red Hat fallen viele Stellen weg. Betroffen unter anderem der Community Manager für Fedora. Lennart Poettering ist bereits zu Microsoft gewechselt. Nun also die Fokussierung im Desktop-Bereich. Das ist eine Entwicklung, die kritisch für den Linux-Desktop werden kann – unabhängig davon, ob man LibreOffice nun wichtig findet oder nicht.

Zusammengefasst

Die kommenden Jahre werden richtig spannend. Der Linux-Desktop verändert sich so sehr, wie seit dem Aufkommen von Ubuntu nicht.

Es wird jetzt wieder Leute geben, die mir Schwarzmalerei oder einen generellen Hass auf Linux vorwerfen. Dazu empfehle ich die Lektüre des letzten Blogeintrags von Jorge Castro. Die Veränderungen bei den großen Distributionen finden nicht im luftleeren Raum statt. Dahinter steckt eine intime Kenntnis der Kundenbedürfnisse und die Fähigkeit zur betriebswirtschaftlichen Kalkulation. Beides fehlt vielen Open-Source-Projekten. Die meisten normalen Anwender machen die Entwicklung mit ihrer jeweiligen Hausdistribution einfach mit. Diejenigen, die jetzt davon reden, dass die Massen zu Debian und Gentoo wechseln, sollten sich kritisch fragen, wie eng ihre eigene Blase ist. Ich prophezeie die gleiche „Massenwanderung“ wie damals zu Devuan.

2. Juni 2023

Der Entwickler Matthias Clasen hat mitgeteilt, dass zukünftige Red Hat Versionen die Freie Office-Suite LibreOffice nicht mehr enthalten sollen.

Diese Entscheidung betrifft auch das Engagement von Red Hat im Bereich der LibreOffice-Paketierung für Fedora. Die entstehende Lücke soll durch Flatpak-Pakete geschlossen werden.


Das Display Systems-Team von Red Hat, hat in der Vergangenheit primär an Verbesserungen von Wayland und der HDR-Unterstützung gearbeitet. Daraus resultierte jedoch, dass sich das Team weniger auf die Pflege von Desktop-Anwendungen konzentrieren konnte.

Clasen betonte jedoch, dass LibreOffice in RHEL 7, 8 und 9 weiterhin mit den notwendigen Sicherheitskorrekturen für die Lebensdauer dieser Versionen versorgt werden soll. Das Team werde auch an Upstream-Verbesserungen für LibreOffice arbeiten, damit diese dann in der Flatpak zur Verfügung stünden.

Weitere Details finden sich auf der Fedora-Entwicklungsliste.


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