Ich habe wieder mal ein neues Spielzeug bekommen: den Kindle von Amazon, also einen E-Book-Reader. Ich habe ja lange überlegt, ob so ein Gerät überhaupt Sinn macht und man es wirklich braucht. Mittlerweile habe ich auch eine Antwort darauf gefunden – zumindest für mich: es ist toll. Seit Montag Nachmittag spiele ich dauernd mit dem Kindle rum, lese, stöbere im Store und auch den Webbrowser, der allerdings noch als experimentell gilt, habe ich das eine oder andere mal kurz ausprobiert. Dieser funktioniert außerhalb von Amazon und Wikipedia allerdings nur im WLan.
Verpackung & Verarbeitung
Der Amazon wird in einem recht simplen Pappkarton geliefert, der teilweise schwarz bedruckt ist. Irgendwie sieht das ganze in meinen Augen aber sogar edler aus, als viele Hochglanzverpackungen anderer Geräte. Der Kindle selbst wird lustigerweise in eingeschaltetem Zustand ausgeliefert. Das Gerät wirkt wirklich hochwertig verarbeitet, da klappert und wackelt nichts. Auch an die Mini-Tastatur gewöhnt man sich recht schnell.
Englischkenntnisse von Vorteil
Wenn man sich einen Kindle kauft sollte man zumindest über ein paar Englischkenntnisse verfügen, denn die Menüfuhrung gibt es (noch?) nicht in deutscher Sprache. Auch das Layout der Tastatur ist in Englisch – also QWERTY statt QWERTZ, woran man sich aber doch relativ schnell gewöhnt.
Formate
Die Amazon-Bücher kommen im eigenen .azw-Format auf den Kindle. Allerdings kann man auch eigene Dateien in anderen Formaten auf dem Kindle nutzen. Textdateien im .txt-Format sind genauso möglich wie .pdf-Dateien oder ungeschützte .mobi-Dateien, die zum Beispiel mit Hilfe der Software Calibre erstellt/umgewandelt werden können. Das epub-Format unterstützt der Kindle leider nicht. Außerdem unterstützt der Kindle die Wiedergabe von mp3-Dateien und die Hörbuch-Formate .aa und .aax von Audible.
Über den Dokumentenservice des Kindle können auch noch andere Formate über Whispersync übertragen werden. Diese werden dann automatisch konvertiert. Hier muss man allerdings aufpassen, denn Amazon kann dafür ggf. eine Gebühr in Rechnung stellen. Wie sich diese zusammensetzt und berechnet ist mir allerdings noch schleierhaft. Sicherheitshalber habe ich diese Funktion unter “Mein Kindle” bei Amazon mal auf 0,00 € gesetzt, sodass mir hier nichts berechnet werden sollte.
Digital Rights Management (DRM)
Ja, die E-Books von Amazon haben natürlich einen Haken: der digitale Kopierschutz (DRM). Auch für mich war das der Hauptgrund sehr lange zu überlegen. Vor einigen Monaten hatte ich ja schon mal mit dem Gedanken gespielt mir so einen Reader zuzulegen. Die Sache mit dem DRM gefällt mir auch immernoch nicht besonders. Aber einen kleinen Vorteil hat das ganze: ohne DRM würde es sicherlich die Möglichkeit nicht geben, gekaufte Bücher innerhalb von 7 Tagen zurück zu geben.
An meinem Wildfire habe ich die Kindle-App für Android schon getestet (siehe hier). Dort wollte ich ein Wörterbuch nutzen, um gelegentlich mal ein Wort aus dem englischen ins deutsche übersetzen zu können. Leider lies sich dieses Wörterbuch in der App nicht nutzen. Nach einem kurzen Anruf bei Amazon wurde das Buch aber sofort zurück genommen und ich hatte mein Geld wieder. Ohne DRM wäre das sicherlich nicht möglich.
Ein Weiterverkauf, tauschen und verleihen von Amazons E-Books ist durch das DRM allerdings leider nicht möglich. Das ist eben der große Nachteil gegenüber kopierschutzfreien E-Books (die es derzeit allerdings kaum gibt – zumindest bei aktuellen Büchern) oder den guten alten Papierbüchern. Wer damit leben kann bekommt mit dem Kindle aber ein wirklich nettes Gerät – und vielleicht die Hoffnung, dass man bei den Verlagen genauso dazu lernt, wie die Musikindustrie, die es auch anfangs mit DRM versucht hat.
3G oder nicht 3G?
Der Kindle kann über WLan synchronisiert werden. Zusätzlich gibt es einen Kindle, der auch noch 3G kann. Dieser ist allerdings 50 Euro teurer als die Version ohne 3G. Ob man das braucht sollte vermutlich jeder für sich selbst entscheiden. Aber man hat ja nicht immer ein offenes WLan zur Hand. Von daher finde ich die 3G-Funktion durchaus sinnvoll. Eine (Micro-)Sim-Karte braucht man nicht und auch Kosten für die 3G-Verbindung entstehen nicht – das ist im Preis komplett enthalten. Im Internet surfen kann man über 3G allerdings nicht. Lediglich Amazon und Wikipedia lassen sich im Browser aufrufen.
Synchronisation
Über Whispernet lässt sich der Kindle synchronisieren – auch mit anderen Geräten. So werden im Kindle angelegte Notizen und Markierungen beispielsweise auch zur Android-App synchronisiert. Außerdem wird der aktuelle Lesefortschritt mitsynchronisiert. Man kann also an der Stelle, wo man in der App aufgehört hat, direkt am Kindle weiter lesen. Das finde ich ziemlich praktisch.
Feeling
Das Lesefeeling mit dem Kindle ist wirklich gut. Man ermüdet nicht so schnell wie beim Lesen am PC, Notebook oder Smartphone. Der Kindle liegt außerdem gut in der Hand, blättern kann man mit Tasten sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite des Gerätes. Auch Einstellungsmöglichkeiten gibt es ausreichend, ohne dass man gleich überfordert wird. Man kann die Schriftgröße in recht vielen Stufen ändern, in geringerem Maße auch die Schriftart, Zeilenabstände oder Anzahl der Wörter in einer Zeile. Außerdem kann man die Anzeige auf dem Bildschirm in alle 4 Richtungen drehen.
Preise
Auch sehr wichtig sind sicherlich die Preise für die E-Books. Hier muss es wirklich noch zu einem Umdenken der Verlage kommen, denn ich finde die Preisunterschiede zu den gedruckten Bücher viel zu gering. Preislich liegen die Bücher meist ein oder zwei Euro unterhalb der aktuellen Papier-Ausgabe – also je nachdem, ob denn ein Buch gerade als Hardcover oder als Taschenbuch erhältlich ist. Ich habe aber auch Bücher gesehen, die genauso viel kosten wie die Druckfassung. Einige wenige sind sogar teurer im digitalen Format – in meinen Augen eine Frechheit. Das zeigt unter anderem, dass die kaum Vorhandenen Preisunterschiede mit der Buchpreisbindung wenig bis nichts zu tun haben.
Hier sind Englischkenntnisse von wirklichen Vorteil. Denn englische Bücher sind in der Regel wesentlich günstiger als die deutsche Fassung. Hierzu 2 Beispiele: Sebastian Fitzeks “Splitter” kostet in der deutschen Version genauso viel wie das Taschenbuch (9,99 €), in der englischen Fassung nur 7,34 €. Heute morgen hatte das Buch sogar weniger als 2 Euro gekostet – vielleicht ein Preisfehler? Stephen Kings “Es” ist als E-Book mit 9,99 € immerhin 3 Euro günstiger als das Taschenbuch, das englische Original ist dagegen schon für 5,99 € zu haben. Preise vergleichen lohnt sich also.
Akkulaufzeit
Amazon gibt eine Akkulaufzeit von bis zu einem Monat an. Diese ist allerdings nur im Ruhezustand (richtig Abschalten kann man den Kindle nicht) und mit ausgeschalteter Wireless-Verbindung möglich. Dennoch finde ich die Akkulaufzeit gut. Das Umblättern, die in manche Hüllen integrierte Lampe und natürlich die Wireless-Verbindung verbrauchen den meisten Strom. Wie lange der Akku damit hält konnte ich in den 3 Tagen allerdings noch nicht wirklich testen – denn leer ist er bisher noch nicht.
E-Ink-Bildschirm
Der Kindle hat einen sogenannten E-Ink-Bildschirm, der selbst nicht beleuchtet ist. Auch direkt in der Sonne kann man problemlos lesen, ohne dass dieser spiegelt. Zudem ist die E-Ink-Technik augenschonender als die Displays von Smartphones, Notebooks, Tablets etc. – einfach nur toll.
Fazit
Ich mag den Kindle und denke, dass es ein hochwertiges Gerät ist. Nachteilig sind natürlich die enge Bindung an Amazon und das DRM. Da ich aber sowieso meist dort Bücher kaufe – und künftig wohl auch E-Books – habe ich damit allerdings kein Problem. Erfreulich finde ich, dass auf dem Kindle viel Open Source Software läuft. Wer sich dafür interessiert kann sich in den Einstellungen über Menu -> Legal anschauen welche Pakete verwendet werden.