Ich nutze Unity schon eine ganze Weile und habe mich recht schnell an die Bedienung gewöhnt. Eigentlich fiel mir das nicht einmal sonderlich schwer und mit der Zeit habe ich immer neue Tricks und Kniffe gelernt. Darunter fallen auch die Tastenkürzel.
Mein besonderes Augenmerk gilt heute dem Launcher und dem Application Place. Denn hier merkt man am deutlichsten die Tendenz zur Tastaturbedienung, die Unity offensichtlich anstrebt. Es geht los mit dem Programmstart und Programmwechsel über die Tastenkombination Super+Zahl. Programme, deren Icons sich bereits im Launcher befinden, werden gestartet oder erhalten den Fokus. Dabei muss man nicht einmal unbedingt wissen, ob das Programm bereits läuft oder nicht. Sollte das Programm noch nicht laufen dauert der “Fensterwechsel” einfach etwas länger.
Ich habe die ersten sechs Icons auf allen Rechnern gleich belegt. Dadurch kann ich zwischen diesen Programmen blind umschalten. Der Launcher bräuchte dafür noch nicht einmal zu erscheinen. Lediglich für die Programme, die nicht im Launcher angepinnt sind, muss man etwas genauer hinschauen. Aber das sind seltener genutzte Programme, bei denen der zusätzliche Blick nicht ins Gewicht fällt.
Einziger Nachteil, den ich bisher feststellen konnte, ist die Gruppierung bei mehreren Programmfenstern in ein Icon, beispielweise bei dem Platinenlayout Program Eagle. Hier arbeitet man in der Regel immer mit drei offenen Fenstern, die im normalen Gnome Panel einzeln dargestellt würden. Unity gruppiert alle Fenster in ein Icon und um zwischen den Fenstern zu wechseln muss man zuerst das Icon für den Expose Mode und anschließend das Fenster anklicken.
Alternativ dazu könnte man natürlich die Fenster auf verschiedenen Desktops verteilen und mit Strg+Alt+Cursortasten umschalten oder die Tastenkombination Super+w verwenden.
In den vergangenen Tagen habe ich häufiger wieder mit Gnome 2 arbeiten müssen, da mein “Arbeitsrechner” noch nicht aktualisiert ist. Dabei ist mir aufgefallen, wie umständlich und uneffizient das Gnome Menü eigentlich ist. Einen Punkt hatte ich in einem älteren Beitrag schon beschrieben. Das Bewegen der Maus durch ein hierarchisches Menü mit mehreren Ebenen. Mir passiert es leider immer wieder, dass ich vor dem erreichen eines Untermenüs einen anderen Menüpunkt erwische und das Untermenü wieder einklappt bzw das ein anderer Menüpunkt erscheint. Das ist nicht nur beim Gnome Menü so sondern generell bei den üblichen hierarchischen Drop Down Menüs.
Das ist aber nicht alles. Man muss wissen, in welcher Kategorie sich das Programm befindet und man muss wissen, unter welchem Namen das Programm in dem Menü abgelegt ist. Und da gibt es meiner Meinung nach einige Probleme. Nehmen wir Evolution. Eigentlich ein Programm, das ich in der Kategorie Internet erwarten würde. Man findet es jedoch unter Büro. Auch andere Zuordnungen sind nicht immer ganz nachvollziehbar.
Das zweite Problem sind die Programmeinträge ansich. Mal steht da eine Programmbeschreibung, mal der Programmname. Beispielsweise findet man Gedit unter dem Eintrag Texteditor. Sagt man einem unerfahrenen User, er soll mal Gedit starten, sucht er wohl erstmal eine Weile. Andere Programme wie Geany werden dagegen unter ihrem Programmnamen angezeigt.
Hier kommt auch wieder Unity in’s Spiel. Mit Super+a öffnen sich die Anwendungen. Diese sind eingeteilt in “am häufigsten benutzt”, “installiert” und “Anwendungen zum Herunterladen”. Viele kritisieren die Unübersichtlichkeit, die vielen Klicks und die Platzverschwendung der unteren Reihe. Aus Sicht eines Mausschubsers, der seine Maus am liebsten mit beiden Händen schieben würde, ist das durchaus nachvollziehbar. Wer jedoch versucht, die Maßstäbe des alten Gnome Menüs auf Unity anzuwenden, macht etwas falsch.
Unity versucht, die Bedienung zu ändern. Weg von der Maus, hin zur Tastatur. Und genau das ist in meinen Augen gelungen. Sofern ich weiß, womit ich es zu tun habe, bin ich mit Unity schneller am Ziel als mit dem alten Gnome. Ich drücke Super+a und anschließend tasch + Enter, und schon startet der Taschenrechner. Ich muss nicht wissen, unter welchem Programmnamen der Taschenrechner abgelegt ist. Anders herum geht es aber auch. Ich drücke Super+a und ge + Enter und schon startet Gedit, ohne wissen zu müssen, unter welchem Namen der Editor eigentlich abgelegt ist.
Es spielt dabei keine Rolle, in welcher Kategorie das Programm abgelegt ist. Die Filterfunktion ist nur nötig, wenn man sich anders nicht mehr behelfen kann. Auch die angezeigten 5 Icons reichen in den meisten Fällen aus. Es ist also nur selten nötig, den Bereich aufzuklappen. So reicht es zum Beispiel, wenn ich mail eingebe. Ich bekomme sowohl Evolution als auch Thunderbird angezeigt, egal ob die jetzt unter Büro oder Internet abgelegt sind.
Einem Anfänger könnte man also einfach sagen: “drücke Super+a und gib ein was du suchst”. Sucht er zum Beispiel nach mail findet er ein Mail Programm, sucht er nach video findet er sowohl einen Video Player als auch ein Programm zur Videobearbeitung. Sucht er nach büro findet er LibreOffice usw.
Und hier kommt auch die untere Zeile zum tragen. Findet man ein passendes Programm nicht bekommt man Vorschläge, was man verwenden kann.
Es funktioniert zwar noch nicht perfekt, aber das wird sicher noch besser. Sucht man beispielsweise nach gedit, bekommt man alternativ Leafpad angezeigt. Ich nehme an, weil Gedit in der Beschreibung auftaucht. Sucht man dagegen nach musik, bekommt man Banshee nicht zu Gesicht, obwohl das Wort “Musik” in der Beschreibung steht. Warum das so ist kann ich nicht sagen.
Insgesamt ist das Ganze, entgegen der häufigen Kritik, durchaus durchdacht. Wenn die Kinderkrankheiten kuriert sind kommt man meines Erachtens einfacher und schneller zum gewünschten Programm als mit dem Gnome Menü.
Es wird auch häufig kritisiert, dass Unity die Art und Weise vorschreibt, wie der User den Desktop zu benutzen hat. Das gleiche galt jedoch auch für die erste Version von Gnome 2. Damals bekam man vorgeschrieben, dass Gnome Menü zu verwenden. Alternative Menüs oder Starter wie GnomeDo oder Kupfer sind auch erst im Laufe der Zeit entstanden.
Sowohl Unity als auch die Gnome Shell wollen die Benutzung des Computers ändern. Das Konzept von Gnome 2 lebt in Xfce weiter. Wer also ein hierarchisches Menü vorzieht dürfte mittelfristig mit Xfce besser fahren. Es dürfte dagegen wenig Erfolgversprechend sein, aus Unity eine eierlegende Wollmilchsau zu machen, die die Wünsche aller User erfüllt