Diese Geschichte besteht aus zwei Teilen. Hier mal der erste Teil der Geschichte:
Vor ein paar Monaten wurde eine mehr oder weniger hitzige Diskussion, über eine Änderung seitens Canonical im Musikplayer Banshee, im Netz geführt (Siehe z.B. Prolinux.de – Debatte um Canonical-Pläne für Banshee).
Jedenfalls endete die Geschichte damit, dass Canonical den Affiliate-Code änderte (Möglichkeit zwei aus dem oben verlinkten Artikel) und einen Teil der Einnahmen an verschiedene Projekte spendet. Die Vorgehensweise und mangelhafte Kommunikation Canonicals sorgte aber für viel Kritik in Netz, auch wenn sich das Unternehmen dafür entschuldigte und Besserung gelobte. Trotzdem hat Canonical durch diese Vorgehensweise bei vielen(?) Benutzern einiges (berechtigt oder auch nicht) an Kredit verspielt.
Nun zum zweiten Teil der Geschichte:
Seit ein paar Monaten hat sich das Ubuntu-Derivat zum scheinbaren(?) Liebling der Massen und Medien entwickelt, weil es anstatt Unity als Standard-Desktop zuerst weiterhin auf GNOME 2.32 setzte und in der aktuellen Version eine Art Hybrid-Modus aus GNOME-Shell und einer GNOME2-Menü-Extension einsetzt.
Soweit so gut.
Im Laufe eines, inzwischen 14 Seiten umfassenden Threads über LinuxMint, kam die Diskussion auch auf solche Dinge wie “moralische Verpflichtungen” und die oben genannte Geschichte zu sprechen. Jedenfalls schrieb der Benutzer “der_alex1980″ heute einen ziemlich interessanten Beitrag, dessen wichtigsten Teil ich hier mal zitieren möchte:
=== modified file 'banshee/src/Extensions/Banshee.AmazonMp3.Store/Banshee.AmazonMp3.Store/StoreView.cs'
Index: banshee-2.2.0/src/Extensions/Banshee.AmazonMp3.Store/Banshee.AmazonMp3.Store/StoreView.cs
===================================================================
--- banshee-2.2.0.orig/src/Extensions/Banshee.AmazonMp3.Store/Banshee.AmazonMp3.Store/StoreView.cs 2011-09-07 17:41:05.000000000 +0100
+++ banshee-2.2.0/src/Extensions/Banshee.AmazonMp3.Store/Banshee.AmazonMp3.Store/StoreView.cs 2011-10-30 13:30:29.902848173 +0000
@@ -45,7 +45,7 @@
// We ask that no one change this redirect URL. ALL (100%) revenue
// generated by this Banshee Amazon integration is sent directly to the
// non-profit GNOME Foundation.
- public const string REDIRECT_URL = "http://integrated-services.banshee.fm/amz/redirect.do/";
+ public const string REDIRECT_URL = "http://redir.linuxmint.com/mp3amazonstore/";
private static string [] domains = new [] {
"com",
Wie man an dem Patch sehen kann, wurde unter LinuxMint der Affiliate-Code des Amazon-Plugins von Banshee so abgeändert, dass LinuxMint und nicht mehr das Banshee-Projekt die Einnahmen erhält (Ob die Einnahmen am Ende irgendwie aufgeteilt werden, lässt sich anhand des Codes natürlich nicht ersehen).
Das Interessante an dieser Änderung ist, dass sie nirgendwo diskutiert wird. In der Changelog-Datei der LinuxMint-Version von Banshee wurde die Änderung zwar kurz vermerkt und der Quellcode liegt ja offen, nur scheint sich bisher keiner für diese Änderung interessiert zu haben bzw. niemand hatte sie bisher entdeckt und öffentlich gemacht.
Ich frage mich nun, warum diese Änderung mehr oder weniger heimlich durchgeführt wurde (Die Änderung mit den Standard-Suchmaschinen in LinuxMint 12 wurde lang und breit öffentlich diskutiert). Fürchtet Clem einen ähnlichen Sturm der Entrüstung wie damals bei Canonical? Immerhin wird dieses Argument immer noch sehr gerne ausgepackt um Canonical in einem schlechten Licht erscheinen zu lassen.
Oder will er die Benutzer einfach hinters Licht führen? Denn welcher normale Benutzer schaut sich schon die Patch-Dateien im Quellcode eines Debian-Pakets an? Aus dem Kommentar der Changelog-Datei geht nicht hervor, welche Änderung tatsächlich durchgeführt wurde:
banshee (2.2.0-2linuxmint1) lisa; urgency=low
* Changed Ubuntu's Amazon store redirect URL
-- Clement Lefebvre <root@linuxmint.com> Sun, 30 Oct 2011 13:48:00 +0000
Theoretisch hätte Clem ja die Änderung Canonicals auch deaktivieren können, damit die Einnahmen wieder alleine dem Banshee-Projekt zufließen. Eine genaue Erklärung erhält man nur durch einen Blick auf den Quellcode.
Was soll man von der Sache nun halten?
Lizenztechnisch ist so eine Änderung natürlich erlaubt, aber in Hinblick auf die damalige Entrüstung über Canonicals Vorgehen, darf man wohl die Frage stellen, wie man sich nun gegenüber LinuxMint verhalten soll?
Ablehnen, gutheißen oder einfach ignorieren? Ja nach Wahl muss man dann vielleicht auch seine Einstellung gegenüber anderen Distributionen überdenken.